Einführung
In manchen Jahren liegen nur wenige Wochen zwischen dem
2. Februar, dem traditionellen Abschluß der Weihnachtszeit, und
dem Beginn der Fasten- und Passionszeit. Das war vor einigen Jahren in
Sankt Michael der Anlaß, jenen Teil der Krippenlandschaft rund um
die Stadt Jerusalem stehenzulassen, der ab Aschermittwoch Szenen der
Passions- und
Ostergeschichte
aufnimmt. So wurden für die
"Zwischenzeit" einige "Krippenszenen" zu Evangelien der
Sonntage
im Jahreskreis und der Fastenzeit entwickelt. Alle Beteiligten hatten
Freude an diesen
Evangelienszenen des "Jahreskreises" gewonnen. Daher wurden einzelne
Szenen
nach
und nach auch für die nachösterliche Zeit gestaltet. In
manchen Jahren wurden also "Krippenszenen" bis zum Beginn der
Sommerferien gezeigt.
Gewiß haben "Krippen" ihren Namen von jener
Futterkrippe im Stall zu Bethlehem, in die Maria ihr Neugeborenes
legte,
"weil in der Herberge kein Platz für sie war" (Lk. 2, 7). Franz
von
Assisi stellte diese Weihnachtsszene als erster figürlich dar -
und
zwar mit lebendigen "Figuren", eher nach Art eines Krippenspieles. Seit
dem 13. Jahrhundert wurden auch Passionsspiele üblich, deren
Tradition
vielfach bis heute lebendig ist - z.B. in Oberammergau. In der Zeit der
Gegenreformation griffen Jesuiten die Idee des Evangelienspieles als
Mittel
der Glaubensverkündigung auf und brachten viele Geschichten des
Lebens
Jesu auf die Bühne.
Viele dieser lebendigen Szenen wurden dann auch
mit Figuren aus Holz, Stein oder anderen Materialien in
dreidimensionalen
Bildern dargestellt: Es entstanden Weih- nachtskrippen,
Ölbergszenen,
Calvaires (Kreuzigungsgruppen) und andere Evange- lienszenen - oft als
eine Art "Biblia pauperum", also als Bibel für die vielen
Menschen,
die nicht lesen und schreiben konnten.Später kamen noch Szenen zu
Marienlegenden und Marienerscheinungen (z.B. die Lourdesgrotten) hinzu.
Wie die geistlich-religiösen Schauspiele erlebten auch die
"gestellten"
Spielszenen ihre Blütezeit im 16. Jahrhundert, dem Zeitalter des
Barock und der Gegenreformation. Im süddeutschen Raum wurde
dafür
der Begriff der "Krippe" verallgemeinert, so daß sich
dort
in einzelnen Kirchen heute noch "Ganz-Jahres-Krippen" finden, die
Sonntag
für Sonntag das jeweilige Evangelium vor Augen führen.
An diese Traditionen knüpft die Krippe von Sankt
Michael an an mit den Szenen der Advents- und Weihnachtskrippe, mit der
Passions- und
Osterkrippe
und darüber hinaus mit einzelnen Evangelienszenen zur Fastenzeit
und zur
Zeit
im Jahreskreis. Es geht nicht nur darum, Kinder
ansprechen. Wir Erwachsenen sind ebenso mit der Eindrucksfähigkeit
unserer Sinne begabt. Über die
Sinne
sprechen uns Bilder an, sprechen uns auch "Krippen" an. Über die
Sinne
vermitteln sie uns das Verständnis theologischer Hintergründe
und Zusammenhänge und helfen uns zum tieferen Verständnis
unseres Glaubens.
Die Krippe von Sankt Michael wird entworfen und gestaltet von einem
Team: Markus Eidt entwickelt mit Waltraud Weber-Eidt die szenische
Gestaltung und schnitzt auch immer wieder neue Figuren; für alle
Figuren entwirft und schneidert Waltraud Weber-Eidt die Kleidung;
Sylvio Krüger ist verantwortlich für Architektur und
Landschaftsbau; für die theologische Beratung und für die
deutenden Texte zeichnet P.Heribert Graab; viele Helferinnen und Helfer
packen an beim Aufbau und Umbau der Szenen. Ein herzliches
Dankeschön!
P.Heribert Graab S.J.
im Namen des ganzen Teams.
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