Die Taufe Jesu


Das Evangelium (Mt. 3, 13 - 17)

Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Laß es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Erklärung:

Mit dem Fest der Taufe Jesu am Sonntag nach Epiphanie (6. Januar) schließt offiziell die weihnachtliche Festzeit. Zugleich ist dieser Sonntag der „Erste Sonntag im Jahreskreis". Das war nicht immer so: Bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil galt das Fest der Darstellung Jesu im Tempel am 2. Februar als das letzte Fest des Weihnachtsfestkreises. So hatten einige Evangelientexte, die ursprünglich als Botschaften der „Epiphanie" (Erscheinung) Gottes auf unserer Erde verstanden wurden, ihren festen Platz in der Festzeit der „Erscheinung des Herrn". Zu diesen „Epiphanie-Evangelien" gehört vor allem der Bericht von der Taufe Jesu. Dann aber auch das Evangelium der Hochzeit zu Kana und das Evangelium der Brotvermehrung.


Genau genommen ist die Taufe Jesu sogar der ursprünglich zentrale Inhalt der Weihnachtsbotschaft: In den ersten Jahrhunderten des Christentums stand nämlich nicht die Geburt Jesu zu Bethlehem im Mittelpunkt, sondern das „öffentliche" Bekenntnis Gottes zu diesem Menschen Jesus von Nazareth als seinem „geliebten Sohn". Durch die Offenbarung am Jordan wird die „Erscheinung" der Herrlichkeit Gottes allen, die „Augen haben, um zu sehen, und Ohren, um zu hören" offenkundig. 

In der ersten Zeit der Christenheit gab es allerdings ein intensives Ringen um das rechte Verständnis des Glaubens. Dieses Ringen führte nicht wenige Christen auch zu Glaubensinterpretationen, die dann von der Kirche insgesamt verworfen wurden. Als eine „Irrlehre" in der Glaubensentwicklung erwies sich unter anderem die Auffassung, Gott habe den Menschen Jesus bei der Taufe am Jordan als Sohn „adoptiert". Damit hängt u.a. auch zusammen, daß in der Liturgie des Epiphaniefestes, das im Westen mehr und mehr hinter dem heutigen Weihnachtsfest zurücktrat, andere Evangelien in den Vordergrund traten: Das Evangelium von der Geburt Jesu („Gottes Sohn von Anfang an!") und das Evangelium von der Anbetung der Weisen aus dem Osten. Jedenfalls wird auch heute noch die Taufe Jesu verstanden als ein wesentlicher Aspekt der Epiphanie Gottes. Und dieser Zusammenhang findet liturgisch seien Ausdruck darin, daß das Fest der Taufe Jesu in der Oktav von Epiphanie gefeiert wird und den ganzen Festkreis abschließt.

Unsere Krippe:
 
Zum Fest der Taufe Jesu steht jeweils noch unsere Weihnachtskrippe und zeigt in ihrem Hauptteil die „Anbetung der Könige". Gleichzeitig stellt die Krippe jedoch unterhalb der Stadt Jerusalem in einer „Nebenszene" das Geschehen am Jordan dar. So wird der „Quell lebendigen Wassers", der am Ort der Geburt Jesu entspringt, in seinem Unterlauf zum „Jordan". Eine "Krippe" bietet natürlich nur wenig Platz. So fließt der "Jordan" hier durch die Wüste unterhalb der Stadt Jerusalem. Auch ist er mehr ein Rinnsal, denn ein Fluß. Die Wasserentnahme Israels aus dem Jordan läßt ihn allerdings heute, je näher er dem Toten Meer kommt, mehr und mehr auch in Wirklichkeit zu einem Rinnsal werden.

Johannes der Täufer bekennt: „Der mich gesandt hat,
mit Wasser zu taufen, hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der
ist es, der
mit dem Heiligen Geist tauft." (Joh. 1, 33).
Es bleibt also auch in der christlichen Tradition bei der


Wassertaufe, die jedoch eine neue Qualifikation erhält, weil durch Jesus Christus das Wasser zum Symbol des Heiligen Geistes wird und damit zum Symbol geisterfüllten Lebens. Insofern steckt durchaus ein tieferer Sinn im „Jordan", der aus dem Quell lebendigen Wassers gespeist wird.