Der gute Hirte


Jahreskrippe St.Michael:
Evangelienszene des Guten Hirten
Das Evangelium
vom 4. Sonntag in der Osterzeit (B)
(Joh. 10, 11 - 18)

Jesus sprach: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die
Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe
nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.

Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.

Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muß ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Deutung:

In unserem landläufigen Verständnis hat das Bild vom Guten Hirten keinen guten Ruf: Es hat in unserer Vorstellung vor allem etwas Bevormundendes. Ganz anders das biblische Verständnis - z.B. im Psalm 23, auf den Jesus sich mit seinem Bild vom Guten Hirten bezieht:

Der Herr ist mein Hirte, 
nichts wird mir fehlen.

Er läßt mich lagern auf grünen Auen 
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Er stillt mein Verlangen; 
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, 
ich fürchte kein Unheil;

denn du bist bei mir, 
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

Du deckst mir den Tisch 
vor den Augen meiner Feinde. 

Du salbst mein Haupt mit Öl, 
du füllst mir reichlich den Becher.

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, 
und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.


Übertragene Bedeutung:

Kein Mensch in kirchlicher Leitungsfunktion kann jemals auch nur annähernd dem Urbild des "Guten Hirten" entsprechen. Dennoch stellt Jesus selbst Menschen in Seiner Nachfolge vor diese Herausforderung:

So fragte er den Simon Petrus: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!" (Joh. 21, 16)

Im Bewußtsein der Grenzen einer so anspruchsvollen Sendung mahnt der Autor des Ersten Petrusbriefes die Ältesten der Gemeinde:

"Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die
Herde! Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen."
(1. Petr. 5, 2-4)

Auf diesem Hintergrund zeigte die Krippe in Sankt Michael anläßlich des Pfarrerwechsels die kleine Szene der Übergabe des Hirtenstabes: