Die Geburt Jesu


 
Altes Testament:

Jesaja 7, 14:

Seht, die junge Frau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.

Jesaja 9, 1 und 5:

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf... Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.

Jesaja 11 , 1 - 2 und 10:

Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn läßt sich auf ihm nieder...
An jenem Tag wird es der Sproß aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf.

Jeremia 33, 15:

In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Sproß aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.

Neues Testament:

Lk. 2, 1 - 20:

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

Matthäus 1 , 18 - 25:

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, daß sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloß, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannt sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.

Johannes 1, 1 und 14:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort...
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

Galaterbrief 4, 4- 5:

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Kindschaft erlangen.

Erklärung:

In allen biblischen Erzählungen rund um die Geburt Jesu geht es nicht um historische Berichterstattung, sondern um christliche Glaubensverkündigung in einer volkstümlich-erbaulichen Erzählweise. Bedeutsames Anliegen ist also nicht der Geschichtswert dieser Erzählungen, sondern eine theologische Aussage.

Selbstverständlich ist Jesus von Nazaret eine geschichtliche Persönlichkeit und also auch seine Geburt ein geschichtliches Ereignis. Diese Geburt läßt sich jedoch historisch nicht genau datieren und ebensowenig lokalisieren. Stützt man sich auf Herodes I., der als Zeitzeuge genannt wird, dann ereignete sich die Geburt Jesu wenigstens vier Jahre vor unserer Zeitrechnung. Beruft man sich auf die Sternkonstellation, die sich heute berechnen läßt, dann läge die Geburt Jesu gar im Jahre 6 oder 7 vor unserer Zeitrechnung. Dabei wird jedoch übersehen, daß die Rede vom "Stern aus dem Morgenland" eher eine Metapher, also eine Bildrede ist. Geht man davon aus, daß Johannes der Täufer im 15. Jahr des Tiberius (also im Jahr 28) öffentlich auftrat und im Lukasevangelium sehr ungenau gesagt wird, Jesus habe sein öffentliches Wirken begonnen, als er etwa 30 Jahre alt war, dann wurde Jesus wenige Jahre vor unserer Zeitrechnung geboren. Die steuerliche Erhebung unter Kaiser Augustus, von der das Lukasevangelium ausgeht, läßt sich historisch nicht nachweisen.

Auch der Geburtsort Betlehem läßt sich historisch nicht belegen, allerdings auch nicht widerlegen. Feststeht vielmehr, daß Betlehem übereinstimmend als Geburtsort genannt wird, weil dieser Ort sich mit den alten messianischen Verheißungen verbindet. Überhaupt geht es vor allem dem Matthäusevangelium darum, durch viele Hinweise auf alttestamentliche Verheißungen deutlich zu machen, daß sich diese Verheißungen an Abraham, dann die messianischen Verheißungen an das Volk Gottes, wie auch die prophetischen Verheißungen im Ereignis der Christusgeburt endgültig erfüllen: Jesus Christus ist der verheißene Messias aus der Nachkommenschaft des David. Er ist Gottes Sohn, vom Heiligen Geist gezeugt und als Mensch von der Jungfrau Maria geboren.

Ähnlich lautet das Glaubensbekenntnis des Lukas: In mehreren Hymnen reflektiert er theologisch das Ereignis der Geburt Jesu. So im "Magnificat" der Maria, im "Benedictus" des Zacharias, im "Gloria" der Engel auf dem Hirtenfeld und im "Nunc dimittis" des greisen Simeon. All diese Hymnen preisen Jesus als den messianischen Befreier, Friedensbringer und als Heil der Völker.

Die Krippe

In traditioneller Weise stellt die Weihnachtskrippe von Sankt Michael in Göttingen das Geschehen dar. Allerdings kommen nicht nur Hirten zum Stall von Bethlehem, um zu sehen, "was dort geschehen ist", sondern ebenso Hirtinnen, sowie Hirtenmädchen und Hirtenjungen. Das Göttinger Gänseliesel, die Symbolfigur der Stadt, vertritt darüber hinaus die Bürgerinnen und Bürger von Göttingen und überhaupt die Menschen unserer Zeit. 

Außer Ochs und Esel, sowie den Schafen und Gänsen finden sich an der Krippe von Sankt Michael unzählige kleine und große Tiere, die alle zusammen die ganze Schöpfung vertreten, von der es im Römerbrief des Apostels Paulus heißt, sie sei erfüllt von der Sehnsucht nach "Erlösung".

Während sich in Bethlehem die Geburt Jesu ereignet, sind bereits die Weisen ("Könige") aus dem Morgenland auf dem Weg nach Jerusalem, der Stadt Gottes, und zum König Herodes. Sie kommen mit großem Gefolge - Menschen aller Rassen und Generationen. Mit ihnen kommt auch die "Königin von Saba", die sich bereits zur Zeit des Königs Salomo auf den Weg nach Jerusalem machte, die in dieser Krippe jedoch die Menschen der Vergangenheit vertritt, für die Gott so gut Mensch geworden ist wie für die Menschen der Zeit Jesu und für uns.

Außerdem deuten viele Zeichen und Symbole das Geschehen der Weihnacht: Die Stadt Jerusalem als "Stadt Gottes", Symbol Seiner Zukunft, die mit der Menschwerdung endgültig begonnen hat; die Wurzel Jesse, aus der ein neues Reis ("Ros") entspringt; das Wasser des Lebens, das als Quelle am Stall zu Bethlehem entspringt, und hineinfließt in die "Wüste" auch unseres Lebens; das Kreuz am Stall zu Bethlehem, das die Verbindung herstellt zum Ostergeschehen; u.v.a.m.