Die Königin von Saba

Die Königin von Saba konnte - historisch gesehen - gar nicht mit den „Drei Königen" an der Krippe Jesu erscheinen, da sie zur Zeit des Königs Salomo (961 - 931 v.Chr.) lebte. Eine historische Betrachtungsweise der „Huldigung der Könige", bzw. der „Magier" oder „Sterndeuter" jedoch wird der Erzählung des Matthäusevangeliums nicht gerecht. Dieser Erzählung geht es vielmehr um das Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus als dem verheißenen Friedenskönig, zu dem alle Völker sich auf den Weg machen, um Ihm zu huldigen und Ihm ihre Gaben zu bringen. Zumal im Psalm 72 und bei Jesaja ist in diesem Zusammenhang vor allem von Saba die Rede, einem Land der arabischen Halbinsel (vielleicht der heutige Yemen), das damals als sagenhaft reich galt. Sicher waren dem Matthäus nicht nur die beiden genannten Texte bekannt, sondern auch die Erzählung vom Besuch der „Königin von Saba" beim König Salomo im Ersten Buch der Könige. Diese Erzählung kann man durchaus als eine Art Vorbild für die Geschichte des Matthäus betrachten: Die Huldigung der Königin von Saba mit all ihren Schätzen findet ihre Entsprechung und Erfüllung in der Huldigung vor dem Kind von Bethlehem. Lesen Sie auf diesem Hintergrund noch einmal den Psalm und den Jesajatext und dann auch die Begegnung zwischen der Königin von Saba und König Salomo:

Altes Testament:

Psalm 72, 10 f.: 

Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige müssen ihm (dem messianischen Friedenskönig) huldigen, alle Völker ihm dienen. 

Jesaja 60,2-3. 5-6: 

Über dir (Jerusalem) geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz... Der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir. Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn. 

Erstes Buch der Könige 10,1-13 (Vgl. 2 Chr. 9,1-12)

Die Königin von Saba hörte vom Ruf Salomos und kam, um ihn mit Rätsel- fragen auf die Probe zu stellen. Sie kam nach Jerusalem mit sehr großem Gefolge, mit Kamelen, die Balsam, eine gewaltige Menge Gold und Edelsteine trugen, trat bei Salomo ein und redete mit ihm über alles, was sie sich vorgenommen hatte. Salomo gab ihr Antwort auf alle Fragen. Es gab nichts, was dem König
verborgen war und was er ihr nicht hätte sagen können. Als nun die Königin von Saba die ganze Weisheit Salomos erkannte, als sie den Palast sah, den er gebaut hatte, die Speisen auf seiner Tafel, die Sitzplätze seiner Beamten, das Aufwarten der Diener und ihre Gewänder, seine Getränke und sein Opfer, das er im Haus des Herrn darbrachte, da stockte ihr der Atem. Sie sagte zum König: Was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe, ist wirklich wahr. Ich wollte es nicht glauben, bis ich nun selbst gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und wahrlich, nicht einmal die Hälfte hat man mir berichtet; deine Weisheit und deine Vorzüge übertreffen alles, was ich gehört habe. Glücklich sind deine Männer, glücklich diese deine Diener, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.
Gepriesen sei Jahwe, dein Gott, der an dir Gefallen fand und dich auf den Thron Israels setzte. Weil Jahwe Israel ewig liebt, hat er dich zum König bestellt, damit du Recht und Gerechtigkeit übst. Sie gab dem König hundertzwanzig Talente Gold, dazu eine sehr große Menge Balsam und Edelsteine. Niemals mehr kam so viel Balsam in das Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo schenkte. Auch die Flotte Hirams, die Gold aus Ofir holte, brachte von dort große Mengen Almuggimholz und Edelsteine. Der König ließ aus dem Almuggimholz Schnitzarbeiten für das Haus des Herrn und den königlichen Palast sowie Zithern und Harfen für die Sänger anfertigen. Solches Almuggimholz ist nie wieder in das Land gekommen und bis zum heutigen Tag nicht mehr gesehen worden.

König Salomo gewährte der Königin von Saba alles, was sie wünschte und begehrte. Dazu beschenkte er sie reichlich, wie es nur der König Salomo vermochte. Schließlich kehrte sie mit ihrem Gefolge in ihr Land zurück.

Die Krippe von Sankt Michael:

Nicht nur die Hirten, von denen Lukas erzählt, und nicht nur die drei Weisen des Matthäusevangeliums kommen in der Krippenszene zum Stall nach Bethlehem, um teilzuhaben an der großen Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll, und dem Kind im Namen aller Völker zu huldigen. Mit ihnen kommen vielmehr auch Frauen und Kinder, Menschen aller Generationen und unterschiedlicher Hautfarbe, sowie Menschen aller Stände und aller Zeiten. Seit etlichen Jahren schon vertritt in dieser Krippe das Göttinger Gänseliesel die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und damit unserer Zeit überhaupt. Nun ist mit der Königin von Saba eine Gestalt der alten Geschichte hinzugekommen. Markus Eidt hat sie für die Krippe geschnitzt, Waltraud Weber-Eidt hat sie eingekleidet und ihr eine schlichte, aber würdevolle Majestät verliehen. 
 
Die Königin vor den Toren Jerusalems...
...und an der Krippe.