"Bruch" - Teil des Lebens und des Glaubens



Zwei Rauminstallationen von Sebastian Wickeroth
Januar / Februar 2009 in Sankt Peter, Köln



In der Ankündigung der Wickeroth-Ausstellung in Sankt Peter ist von der "Ästhetik des Scheiterns" die Rede. Kai Kullen, Sprecher des Kunstbeirates von Sankt Peter, spricht in einem einführenden Beitrag im Pfarrbrief  (02./09) davon, der Künstler verstehe "das Zerstörte als gleichwertiges ästhetisches Moment neben der Perfektion und dem Heilen". Zugleich jedoch sagte Sebastian Wickeroth selbst in der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung, er habe die Bruch-Skulptur sehr bewußt in Beziehung gesetzt zum Rubens-Gemälde "Die Kreuzigung Petri".

Im kunst-theoretischen Sinne mag die Rede von der Ästhetik beider Werke einen Sinn ergeben. Wenigstens Peter Paul Rubens jedoch würde sich wohl strikte weigern, sein Gemälde "ästhetisch"
im landläufigen Sinn zu nennen, d.h. "schön, geschmackvoll, ansprechend". Rubens malt in einem biblischen Kontext. Er weiß nicht nur um das Zerstörerische von Gewalt, die mehr noch das Menschsein der Täter, als das Leben des Opfers zerstört; er weiß auch um die Auflehung gegen Gott, die in jedem Akt der Gewalt steckt - angefangen von Kain, dem Brudermörder, bis hin zu jenen Mördern, die Jesus kreuzigten und auch Petrus ans Kreuz brachten und unzählige Blutzeugen nach ihm grausam folterten und vom Leben zum Tod beförderten.

Gewalt ist sozusagen ein Synonym des "mysterium iniquitatis" und dominiert scheinbar die Geschichte der Menschheit und sogar
die biblische Überlieferung. Sie zieht in der "Kreuzigung Petri" die ganze grausame Szene regelrecht in die Tiefe. In der aktuellen Kombination des Rubensgemäldes mit der Bruch-Installation wirken die schräg gestellten schwarzen Platten wie eine Schuttrutsche, die den ganzen Bruchschutt menschlicher Gewalt wie bei einem Gebäudeabriß nach unten auf das Pflaster befördert zum Abtransport auf die Müllhalde.

Durch diese Interpretation von Rubens her wird deutlich, daß der Sturz in die Tiefe das Aufstrebende der gotischen Kirchenarchitektur als Äquivalent dringend braucht. In einem Museum oder in einer Galerie würde der "Bruch" das endgültige "Aus" anzeigen, wäre er Ausdruck einer depressiven Hoffnungslosigkeit. In dieser Kirche jedoch und in der Zusammenschau mit dem vom Glauben geprägten Rubensbild verweist die Komposition auf jene "Erlösung", die der "gefallenen Welt" den "Himmel oben" eröffnet. So können wir als niedergeschlagene, enttäuschte oder gar "gebrochene" Menschen - selbst angesichts des Bruchs - Ermutigung finden, wenn wir unseren Blick auf die Gesamtkomposition richten von "Bruch", "Kreuzigung Petri" und gotischem Kirchenraum.

Anmerkung: Auf diese Installation gehen auch zwei Predigten ein - am 18. Januar 2009 und am 25. Januar 2009.
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"Untitled"

nennt Sebastian Wickeroth des öfteren Installationen von der Art, nach der er eine weitere für die Ausstellung in Sankt Peter geschaffen hat:



Weit ausladend breitet sie sich im Mittelschiff der Kirche aus: Eine in gleiche Rechtecke aufgegliederte Fläche. Auf flache Holzrahmen aufgezogenes, glattes und fehlerfreies Leinen. In kalt-leuchtendem Blau, matt-glänzend lackiert. Auch hier wird gewaltsame Zerstörung thematisiert: Ein gewaltiger Riß zieht sich quer durch die scheinbar so makellose Fläche. So baut sich wiederum eine ungeheure Spannung auf zwischen dieser zerstörten Installation und der Harmonie des leeren, ruhigen und meditativen Kirchenraumes. Dem Künstler mag es ausschließlich um dieses formal-äthetische Spannungsfeld gehen. Den Betrachter jedoch und zumal den gläubigen Kirchenbesucher fordert die künstlerische Komposition spontan zur Interpretation heraus.

Es liegt auf der Hand, die "Risse" und Verwerfungen im eigenen Leben zu assoziieren und betrachtend zu reflektieren: Die Aufstiege, Abstürze und Bruchkanten der eigenen Entwicklung; die Verletzungen und das Scheitern so mancher Beziehung; die enttäuschten Hoffnungen beruflicher Perspektiven; so manchen "Karriere-Knick"; und auch die Gebrochenheiten und Zweifel , ja Verzweiflungen im Glauben.

Auch mag einem in den Sinn kommen, wie sehr wir doch uns selbst und andere messen an glänzenden Fassaden und an der Perfektion von Leistung und Selbstdarstellung. Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, wie schnell und unerwartet der äußere Schein "Risse" bekommt. Aus der Sicht ignatianischer Spiritualität könnte man sich erinnert fühlen an die "Erste Woche" der Exerzitien, in der es genau darum geht, diese "Risse" der Barmherzigkeit Gottes hinzuhalten und "von Gott, unserem Herrn, die Gnade (zu) erbitten dazu hin, daß alle meine Absichten, Handlungen und Beschäftigungen rein im Dienst und in der Verherrlichung Seiner Göttlichen Majestät geordnet seien". (EB 46).

Vermutlich werden nicht wenige Betrachter der Installation im Zentrum des Kirchenraumes an die Kirche Jesu Christi selbst denken: An deren vielfältige Risse und Spaltungen im Laufe ihrer Geschichte; an die vielen Verletzungen, die der Kirche von außen zugefügt wurden und werden; aber auch an die glänzende Fassade, um die auch diese Kirche immer wieder bemüht ist, und an die inneren Widersprüche, die die äußere Fassade nicht selten aufreißen und manchmal wie ein Geschwür nach außen sichtbar werden: "ecclesia semper reformanda". Wer aufmerksam seine Blicke durch Sankt Peter schweifen läßt, wird sogar in diesem scheinbar so harmonischen Kirchenraum Anhaltspunkte für eine solch kritische Betrachtung von Kirche entdecken - etwa in antisemitischen Motiven der im Krieg erhalten gebliebenen Gewölbefresken des rechten Seitenschiffes.

Wer sich als gläubiger Christ jedoch anregen läßt zu einer betenden Betrachtung angesichts der Herausforderung dieser Wickeroth-Installation, wird wohl noch einen Schritt weitergehen und sich selbst als Teil der zerrisenen Kirche Jesu Christi sehen und in einem abschließenden "Vater unser" sehr nachdenklich hängenbleiben an den Bitten "Dein Reich komme", "Vergib uns unsere Schuld" und "Erlöse uns von dem Bösen".   



“Rotura” – Parte de la vida y de la fe

Dos instalaciones de Sebastian Wickeroth
Enero/Febrero 2009 en Sankt Peter, Colonia


 

En el anuncio de la exposición de Wickeroth en Sankt Peter se habla de la “Estética del Fracaso”. Kai Kullen, portavoz del Consejo de Arte de Sankt Peter, habla en una aportación introductoria en la hoja parroquial (02/09) de que el artista comprende “lo destruido como momento estético equivalente junto al de la perfección y al de la curación”. Pero, al mismo tiempo, dijo el propio Sebastian Wickeroth en la conferencia de prensa de la inauguración de la exposición que él ha puesto muy conscientemente en relación la escultura-rotura con la pintura de Rubens “La Crucifixión de Pedro”.

En sentido teórico artístico se puede dar un sentido a la estética de las dos obras. Pero como mínimo Pedro Pablo Rubens rehusaría estrictamente el denominar su pintura “estética” en el sentido corriente, es decir, “hermosa, de buen gusto, expresiva”. Rubens pinta en un contexto bíblico. Él sabe no sólo que lo destruido por la violencia, destruye más aún la humanidad de los autores que la vida de las víctimas. Él sabe también de la rebelión contra Dios, que se oculta en cada todo acto de violencia – empezando por Caín, el asesino fraterno, hasta aquellos asesinos que crucificaron a Jesús y también llevaron a Pedro a la Cruz y después de él condujeron a innumerables mártires cruelmente torturados de la vida a la muerte.

Violencia es, por así decirlo, el “misterio de iniquidad” y domina aparentemente la historia de la humanidad e incluso la tradición bíblica. Así arrastra a la profundidad realmente toda la cruel escena de la “Crucifixión de Pedro”. En la combinación actual  de la pintura de Rubens con la instalación de Rotura las tablas negras colocadas oblicuamente actúan como una bajada de escombros que acarrea para el transporte al montón de basuras
la totalidad de escombros de la violencia humana como en una demolición de un edificio.

Por medio de esta interpretación de Rubens queda claro, que la caída en la profundidad necesita urgentemente como equivalente lo floreciente de la arquitectura gótica eclesial. En un museo o en una galería la “rotura” comunicaría el “fin” definitivo, sería expresión de una depresiva falta de esperanza. Pero en esta Iglesia y en la contemplación conjunta con la imagen de Rubens acuñada por la fe, la composición remite a aquella “salvación”, que abre el “cielo arriba” al “mundo caído”. Así nosotros podemos hallar ánimo – incluso delante de la rotura– como personas derrotadas, decepcionadas o incluso “rotas”, si dirigimos nuestra mirada a la composición completa de “Rotura”, “Crucifixión de Pedro” y espacio eclesial gótico.

Nota: sobre esta instalación tratan también dos homilías – la del 18 de Enero de 2009 y la del 25 de Enero de 2009.


“Sin título”

denomina Sebastian Wickeroth a las instalaciones bastante frecuentes que ha creado del mismo modo que otra para la exposición en Sankt Peter:

 

Se despliega espaciosamente en la nave central de la Iglesia. Una superficie estructurada también de forma rectangular. Sobre un marco plano de madera, lino estirado, liso y sin defecto. En un azul luminoso-frío, lacado en mate brillante. También aquí se tematiza la destrucción violenta. Un violento desgarrón atraviesa de un extremo a otro la aparentemente inmaculada superficie. Así se organiza de nuevo una enorme tensión entre esta destruida instalación y la armonía del espacio eclesial vacío, silencioso y meditativo. Al artista finalmente le gusta ir a este campo de tensión formal-estético. Pero al espectador y sobre todo al visitante creyente de la Iglesia le desafía espontáneamente a la interpretación la composición artística

Es evidente asociar los “desgarrones” y rechazos a la propia vida y reflexionar contemplando: Los ascensos, descensos y bordes de rotura del propio desarrollo; las heridas y naufragios de más de una relación; las esperanzas decepcionadas de perspectivas profesionales; más de una “carrera caída en picado”; y también las fragilidades y las dudas, las desesperaciones en la fe.

También se le puede ocurrir a uno cuánto nos hemos medido a nosotros mismos y a los demás por las fachadas resplandecientes y por la perfección del rendimiento y de la autorepresentación Quién no ha hecho la experiencia de cuan rápida e inesperadamente la apariencia externa recibe “desgarrones”,. Desde la espiritualidad ignaciana uno se podría sentir recordado en le “Primera Semana” de los Ejercicios, en la que se trata ciertamente de presentar estos “desgarrones” a la misericordia de Dios y “pedir a nuestro Señor la gracia de que todas mis intenciones, acciones y operaciones sean puramente ordenadas en servicio y alabanza de Su Divina Majestad”. (EE 46).

Probablemente no pocos espectadores de la instalación en el centro del espacio eclesial pensarán en la Iglesia del propio Jesucristo: en sus múltiples desgarros y escisiones en el transcurso de la historia; en las muchas heridas que fueron y son causadas a la Iglesia desde fuera; pero también en la resplandeciente fachada, por la que también esta Iglesia está continuamente preocupada, y en las contradicciones internas que con frecuencia rasgan la fachada exterior y a veces como un absceso hacia fuera se hacen visibles: “ecclesia semper reformanda”.
Quien deje vagar atentamente su mirada por Sankt Peter, descubrirá incluso en este aparentemente tan armónico espacio eclesial puntos de apoyo para una crítica contemplación de la Iglesia – más o menos en antisemíticos motivos de los frescos de la nave lateral derecha, recibidos en la guerra y que continúan allí.

Pero quien se deje estimular como creyente cristiano a una contemplación orante ante el reto de esta instalación de Wickeroth, dará aún otro paso y se verá a sí mismo como parte de la Iglesia desgarrada de Jesucristo y en un “Padre nuestro” final muy reflexivo se quedará suspendido en las peticiones “Venga a nosotros Tu Reino”, “Perdónanos nuestros pecados” y “No nos dejes caer en la tentación”.