Der Einzug Jesu in Jerusalem
Der biblische Text nach Matthäus: Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte
und nach
Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und
sagte
zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine
Eselin
angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt
sie
zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr
braucht
sie, er läßt sie aber bald zurückbringen. Das ist
geschehen,
damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:
Sagt
der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist
friedfertig,
und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines
Lasttiers.
Erklärung:
Wie so oft nimmt Matthäus auch in dieser Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem Bezug auf die Messiasverheißungen des Ersten Testamentes, um deutlich zu machen: Dieser Jesus ist der, der da kommen soll. Er ist der verheißene Messias. Er ist der von Gott geschenkte König des Gottesvolkes. Daher verstehen wir dieses Evangelium nur dann richtig, wenn wir es lesen aus der Perspektive des Propheten Sacharja, auf den Matthäus anspielt. Dabei sind vor allem zwei Gesichtspunkte wichtig: 1. Jesus reitet als der Messiaskönig in seine Stadt ein, nicht nach Art der Könige und Machthaber dieser Welt, also nicht „hoch zu Roß", sondern demütig und bescheiden auf einem Esel, dem Reit- und Lasttier der kleinen Leute. Auf deren Seite hat er während seines ganzen Lebens - angefangen von seiner Geburt im Stall unter armen Hirten - gestanden. „Ich bin gekommen, den Armen die frohe Botschaft zu bringen", das war sein Programm schon zu Beginn seines öffentlichen Auftretens. Und am Ende seines irdischen Lebens wird er vor Pilatus erklären: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier." (Joh. 18, 36). Anders ausgedrückt: Jesu Reich ist zwar in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt, d.h. es entspricht nicht den Machtstrukturen dieser Welt. Dies gilt es auch für uns zu bedenken, da wir als Christen seinen Namen tragen und uns zu ihm bekennen: „Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich (das heißt konkret: meinen einfachen Lebensstil, meine Solidarität mit den Armen, mein „alternatives" Verhältnis zur Macht), und so folge er mir nach. Erst recht muß sich die Kirche Jesu Christi auch in ihren Leitungsstrukturen immer wieder in Frage stellen lassen durch das Evangelium vom Einzug in Jerusalem. Dabei ist der Esel als Kontrast zum „Pferd" als Statussymbol (vergleichbar dem „Mercedes" heute) lediglich Hinweis auf eine grundlegend andere Einstellung zu Geltung und Macht. 2. Bei Sacharja - wie überhaupt in den alten
Verheißungen
- wird der Messiaskönig charakterisiert als der
Friedenskönig.
Damit ist keineswegs, wie oft unterstellt wird, nur der „innere"
Frieden
des einzelnen Menschen gemeint und schon gar nicht ein freundliches
„Seid-nett-zueinander"
im zwischenmenschlichen Bereich. Sacharja macht unzweifelhaft deutlich,
daß es um handfeste Abrüstung geht: „Ich vernichte die
Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der
Kriegsbogen."
Waffengewalt und Krieg sind also eine Kapitulation der Politik, erst
recht
wenn sie von Christen verantwortet wird. Auch das ist eine zentrale
Botschaft
des Palmsonntags. |