Die Volkszählung zu Bethlehem Altes Testament 1.Chr.21:1 Eine Volkszählung wird
als Sünde des
Mißtrauens
gegenüber Gott betrachtet;
sie konnte als Nachprüfung des Segens, der sich im Wachstum des Volkes ausdrückte, verstanden werden. Neues Testament Lukas 2:1-3 Seltener, als es der imposante Auftakt des Lukas-Evangeliums erwarten ließe, sieht man auf dem Marktplatz einer Krippe einen Amtstisch, an dem ein oder mehrere, nicht unbedingt wohlwollende Beamte bei Büchern und Schriftrollen sitzen und schreiben, hinter sich bewaffnete römische Soldaten, vor ihnen die Eltern des ungeborenen Jesuskindes in einer Volksmenge, die sich zur Einlistung ihrer Personaldaten drängt. Die vom großen Kaiser Ausustus befohlene VOLKSZÄHLUNG, der reichsweite „census", in Palästina vom syrischen Militärgouverneur durchgeführt, diente periodisch zur Erfassung der Untertanen und Einstufung ihrer Steuerpflicht. Damals soll sie von Spanien über Gallien, Nordafrika und Ägypten bis zum Vorderen Orient rund 55 Millionen freier Bürger ergeben haben. Sie war weder die einzige im Altertum, noch die einzige im römischen Weltreich und blieb auch nicht ohne Nachfolger. Im Königreich Preußen z.B. zählte man ab 1686 regelmäßig die Landbewohner und ab 1725 die Gesamtbevölkerung. Seit dem ersten internationalen statistischen Kongreß im Jahr 1853 sind sie standardisiert, sodaß auch die UNO davon profitiert. Pieter Brueghel d. Ä. malte 1566 in einem seiner dramatisch bewegten Bilder die Volkszählung im winterlichen Holland. Die große Menschenmenge im kleinen Städtchen Bethlehem, das Walten einer gut organisierten Beamtenschaft der Besatzungsmacht hat bei Pieter Brueghel einen aktuellen politischen Bezug: Über der Zählstelle ist am Haus - fast nicht sichtbar - ein Wappen angebracht, das den habsburgischen Doppeladler zeigt - ein stiller Protest gegen die spanischen Besatzer der Niederlande zu Brueghels Zeiten. Auch heute kann die Darstellung der Volkszählung zu Bethlehem eigene Erfahrungen im Umgang mit der Bürokratie wachrufen. Man denke etwa an die „gastliche Aufnahme", die Flüchtlinge bei uns finden und an die bürokratisch-feindseligen Prozeduren, denen sie unterworfen werden. Hier gerät die Gottesgeschichte in die Mühle irdischer Wirklichkeit.
Viele Menschen stehen - vielleicht
nicht ganz
orientalisch - in langen Schlangen an, |