Viele Details unserer Krippe passen scheinbar nicht zu dem,
was uns
die Evangelien von der Geburt Jesu erzählen, sie passen nicht zu
unseren
Vorstellungen von dem kulturellen Umfeld jener Zeit und vor allem nicht
zu unseren Sehgewohnheiten, die durch die Krippen unserer Kindheit
geprägt
sind. Schon im Kapitel „Zur Geschichte und Theologie der Krippe" wurde
gesagt, daß es in den Krippendarstellungen nie um historische
Genauigkeit
ging, sondern um theologische Verkündigung und lebendige
Frömmigkeit.
Auch sei noch einmal an den Römerbrief des Apostels Paulus
erinnert:
„Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das
Offenbarwerden
der Kinder Gottes... Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und
Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder
Gottes."
(Röm. 8, 19 und 21).
Auf diesem Hintergrund sind die vielen Tiere an unserer Krippe
zu verstehen:
Nicht nur Ochs und Esel, die Schafe, die Kamele und Elefanten, sondern
auch die Vögel in den Bäumen, Maus, Eichhörnchen,
Frosch,
Hunde, Marder und nicht zuletzt die Gänse: Sie alle bringen jene
„Sehnsucht
der ganzen Schöpfung" zum Ausdruck, die sich im Mysterium der
Weihnacht
erfüllt. Und auch die Menschen an der Krippe erahnen, daß
hier
ihre eigenen Hoffnungen zur Erfüllung kommen, daß in diesem
Geschehen die Zeitenwende anbricht, nach der wir bis auf den heutigen
Tag
unsere Jahre zählen.
In den Hirten, die als erste an die Krippe eilen, deutet sich schon
jene „Vorliebe" Jesu für die Armen an, die die Kirche heute wieder
in unser Bewußtsein rückt mit der „Option für die
Armen".
In den „Sterndeutern", „Weisen" oder auch „Königen" erscheinen
alle
Völker und alle Generationen vor dem „neugeborenen König".
Das
„Gänseliesel" ist sozusagen die Symbolgestalt unserer Stadt
Göttingen.
Daher repräsentiert sie die ganze Stadt: Sie bringt zum Ausdruck,
daß die Geburt Jesu hier und heute alle Menschen dieser Stadt
angeht,
ob ihnen das bewußt ist oder nicht.
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