Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis A
am 6. Februar 2005
"Büttenpredigt" zum Karneval
Evangelium: Mt. 5, 13 - 16
Autor. P.Heribert Graab S.J.
Ihr Schwestern und ihr lieben Brüder,
der Karneval, der juckt mich wieder.
Die Weihnachtszeit ist kaum vorbei,
ist Karneval der letzte Schrei.
Ich seh mich noch als Hirten stehn,
spür Weihnachtsklänge um mich wehn,
da hör‘ ich kürzlich doch aus Aachen,
wie Narren über‘n Hirten lachen.
Da steht vor Karls des Großen Thron
mein Kompagnon vom Mainzer Dom.
Der Kardinal als schlichter Hirt
zunächst mich völlig hat verwirrt.
Doch dann hab‘ ich mal hingehört,
sein Spott hat mich sehr bald betört.
Kollegen hatt‘ der im Visier,
schenkt Trost mit überaus feinem Gespür
dem armen Hirten von Aiy la Chapelle,
der große Sorgen hat - finanziell.
Im Blick auf Köln etwas bedächt‘ger
seuftzt tief von Herzen er „Allmächt‘ger".

Seufzen und Stöhnen möchte auch ich:
Es schwindet das Geld - ganz fürchterlich.
In Hildesheim - es ist ein Graus -
gehen fürwahr die Lichter aus.
Es wird gespart an allen Ecken,
und das nicht nur an Zäunen und Hecken.
Es wird zwar immer auf‘s neue beschwichtigt,
dann aber doch mit Bedauern gekündigt.

Ist Ihnen schon mal der Spruch begegnet:
Wer‘s Weihwasser hat, als erster sich segnet?
Und noch ein Spruch macht oft die Runde:
Den Letzten beißen wie immer die Hunde.
Mein Vorschlag: Spart an der Bürokratie!
Das ist Eure Chance - jetzt oder nie!

Vermutlich wird es anders kommen;
Drum frag ich mich, was uns kann frommen.
Um uns‘re Kasse zu sanieren,
müßten wir einfach was Neues probieren:

Der Blasiussegen im ganzen Land
hilft bei Halsschmerz - das ist bekannt.
Und weil das natürlich ganz einfach ist,
wird der Arzt nicht mehr vermißt.
Darum ist er so beliebt,
der Segen, den‘s in der Kirche gibt.
Er spart euch zehn €uro Praxisgebühr.
Die laßt Ihr am besten in Zukunft hier!

In wenigen Tagen - Ihr sollt daran denken,
wird man Euch hier auch das Aschenkreuz schenken.
Da geht‘s um Euer Seelenheil.
Gegen ‘ne Spende bekommt Ihr‘s wohlfeil.

Wie geht Ihr um mit verlorenen Dingen?
St. Antonius soll sie wieder bringen.
Habt zu beklagen Ihr einen Verlust,
der Schlampertentoni versteht Euren Frust.
Da wird der Weg zum Fundbüro
ganz überflüssig, es geht auch so.
Antonius aber liebt die Armen.
Das ist der Grund für sein Erbarmen.
Mit einer Spende könnt Ihr ihm danken.
So kommt der Mittagstisch nicht ins Wanken.

Herr Eichel seine Schulden deckt
mit Einnahmen von Toll-Collect.
Sehr lange war die Maut geplant.
Es gab Probleme, ich hab‘s geahnt.
Doch sag ich‘s frei in diesen Raum:
‘en TOLL COLLECT - dat is mein Traum!

Zudem jedoch wir sollten bohren
- nicht nach Öl - wohl nach Sponsoren.
Wär‘ das wirklich eine Flause:
Die Predigt mit ‘ner Werbepause?
Und Logos machten sich nicht schlecht
auf den Gewändern - ja, in echt.
Und selbstverständlich das Fürbittgebet
sich auch um Produkte des Sponsors dreht.
Diesen Gottesdienst widmet Ihnen
die Firma xy - der Kirche zu dienen.

Genug vom Geld - es reicht fürwahr.
Ihr könnt unterscheiden, das ist doch klar.

Der Kirche in Deutschland - im Wohlstand verwöhnt -
ist heute `ne neue Chance vergönnt.
Allüberall schallt‘s kreuz und quer:
`ne and‘re Pastoral muß her.
Wir schicken die Kirche in eine Kur,
verpassen ihr einfach `ne neue Struktur.
Die Zahl der Gemeinden ist viel zu groß,
für alle fehlt uns schlichtweg das Moos.
Landauf, landab steh‘n Kirchen leer,
und Pfarrer haben wir auch nicht mehr.
Also werden wir reduzieren,
das Ganze mit hehren Zielen garnieren.
Die Hälfte der Pfarren - das ist genug.
Als Narr sag ich: Das ist nicht klug.
Die Zukunft der Kirche steht und fällt
nicht mit Strukturen, erst recht nicht mit Geld.
Es geht um die Menschen, um deren Fragen.
Laßt uns gemeinsam Antworten wagen.
Wir machen flott den lahmen Karren
mit wirklich christlich gesinnten Narren!

Da hilft ein „Event" auch - keine Frag:
Im Monat August der Weltjugendtag.
Dann kommt selbst der Papst, so krank er auch ist. -
als gläubiger Mensch ist er Optimist.
Es kommt `ne Million von jungen Christen,
die wir bei uns beherbergen müssten.
Nicht gleich die ganze Million,
fünfzig Plätze reichen schon.
Drei Tage verbringen sie bei uns hier
und suchen ganz einfach ein Nachtquartier.
Eine Matratze im Bettgestell
wär schon so viel wie ein Luxus-Hotel.
Es reicht sogar `ne kleine Ecke
für einen Schlafsack als warme Decke.
Gesprächsbereitschaft wäre fein.
Dann werden die Gäste zufrieden sein.
Die Gäste werden auch uns was bringen:
ihre Freude an Gott, ihr Beten und Singen!
Nehmt sie auf, und nehmt sie an,
dann zeigt sich, wer wem etwas geben kann!
Natürlich woll‘n sie auch was erleben.
Das aber wird sich von selbst ergeben.
Denn viele arbeiten jetzt schon stramm
an einem abwechslungsreichen Programm.

Es fehlt nun noch des Herren Wort,
das klingt im Evangelium fort:
Ihr seid das Salz, Ihr seid das Licht -
denn ohne Euch da geht es nicht.

Geschmacklos, fad und einerlei
ist ohne uns der Lebensbrei.
Drum laßt das Jammern, laßt das Schimpfen,
laßt bleiben auch das Nase-Rümpfen.

Wenn sie nicht schmeckt, die Welt um uns,
wenn's dunkel ist und soviel Dunst:
Ihr seid das Salz, Ihr seid das Licht -
so klingt‘s, wenn Jesus zu uns spricht.

Auch wenn wir manchmal wirklich meinen,
ganz unten wären wir die Kleinen,
und unbedeutend in der Welt,
Gott dennoch sehr viel von uns hält.

Ein jeder hat in seinem Leben,
der Welt etwas von sich zu geben.
Kein Mensch blieb ohne jede Gabe,
und keiner wird sie alle haben.

So streut das Salz in kleinen Prisen,
strahlt Licht wie einer Kerze Glanz.
Denn keiner mag versalzne Speisen,
und keiner lebt im Flutlichtgleißen.

Viel wichtger als die großen Mengen
ist vielmehr die Beständigkeit.
Das gibt Geschmack an diesem Leben
vertreibt die dunklen Schatten eben.

Wenn in diesen Narrentagen
Menschen helle Freude wagen,
dann weil das Böse diese Welt
nicht völlig in den Fängen hält.

Und das nicht nur zum Karneval,
auch an den andern Tagen all.
Drum laßt die Freude nicht nur Jecken,
sie soll in jedem von uns stecken.

Dann kann die Welt uns nicht verführen,
auch keine Ängste in uns schüren.
Dann kann auch die Kirche uns nicht schrecken,
mit strukturellen und anderen Flecken.

Im Gegenteil - so will mir deuchen -
entdecken wir der Kirche Leuchten.
Wir stehen zu ihr selbstbewußt
und wer da höhnt, der ist bestußt.

So sehen wir mit Zuversicht
und heben voll Hoffnung das Angesicht.
Denn Salz taut manches dicke Eis,
und Licht des Tunnels End' verheißt.

Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht,
Ich bitte Euch, vergeßt das nicht.
Man lebt im Licht und gibt es weiter,
so stimmt der Christ die Menschen heiter.

Die Narren lachen nur drei Tage,
die Christen jedoch ohne Frage,
sie dürfen täglich dieser Welt,
ein Lächeln schenken, das gefällt.

Jetzt könnt Ihr hoffentlich behalten,
welch‘ hohen Wert ihr habt erhalten.
Seid Salz, seid Licht - seid auch ein Lachen,
Ihr dürft den andern Freude machen.

Obwohl wir Priester allenthalben
für uns das letzte Wort behalten,
lad' ich euch ein, ihr Herr‘n und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! Sagt: "Amen!"