Predigt zum 4. Sonntag im Jahreskreis (B) 
am 14. März 2021
Lesung: 2. Chr. 36, 14-16.19-23
Evangelium: Joh. 3, 14 - 21; 
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Der Glaube Israels lebt nicht zuletzt
von der lebendigen Erinnerung an die Heilstaten Gottes
in der Geschichte des Volkes.
Gerade in Zeiten der Not gewinnen die Menschen des Gottesvolkes
immer wieder neue Hoffnung und ermutigende Zuversicht,
indem sie zurückblicken auf die Wunder früherer Zeiten:
Wie oft doch hatte Gott Seinem Volk Treue erwiesen
und es aus tiefster Dunkelheit herausgeführt ins Licht!

Ein Beispiel aus den Psalmen:
    Vor den Augen ihrer Väter vollbrachte er Wunder im Land Ägypten…    
    Er spaltete das Meer und führte sie hindurch,
    er ließ das Wasser feststehen wie einen Damm. 
    Er leitete sie bei Tag mit der Wolke
    und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer. 
    Er spaltete Felsen in der Wüste
    und gab dem Volk reichlich zu trinken..    
    Doch sie trotzten in der Wüste dem Höchsten… 
    und forderten Nahrung für den Hunger. 
    Dennoch gebot Gott den Wolken droben
    und öffnete die Tore des Himmels. 
    Er ließ Manna auf sie regnen als Speise,
    er gab ihnen Brot vom Himmel
    und ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub,
    gefiederte Vögel wie Sand am Meer. 
    Da aßen alle und wurden satt… (aus Ps. 78)

Einige Zeit später wurde das Volk auf der Wüstenwanderung
von einer Giftschlangen-Plage heimgesucht: Viele Menschen starben.
Die Leute kamen zu Mose und sagten:
Wir haben gesündigt, wir haben uns gegen den Herrn aufgelehnt.
Bete zum Herrn, daß er uns von den Schlangen befreit.
Der Herr sprach Mose: Mach dir eine Schlange,
und hänge sie an einer Stange auf!
Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht. 
Und fürwahr: Jeder, der von einer Schlange gebissen wurde
und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben. (cf. Num. 21) 

Solche und viele andere „Zeichen“ der Treue und Barmherzigkeit Gottes
wurden in Israel von Generation zu Generation weitererzählt.
So wurde der Glaube an Gott und das Vertrauen auf Ihn
immer wieder neu geweckt und blieb lebendig.

Daran knüpft Jesus in Seinem Gespräch mit Nikodemus an:
Ihm und überhaut Seinen Jüngern möchte Jesus
angesichts der drohenden Passion Hoffnung schenken und Mut machen.
Er tut das, wie es zu allen Zeiten die Propheten Israels getan haben.
Er knüpft an die ermutigenden Erfahrungen der Überlieferung an:
Der Vater im Himmel wird sich
auch angesichts der aktuell aufziehenden dunklen Wolken
als der treue Gott erweisen: Er ist der Gott des Lebens!
Und ihr dürft darauf vertrauen: Mit Ihm wird das Leben siegen!

So wurde die an der Stange erhöhte Schlange des Mose
zu einem Symbol des Kreuzes Jesu
und zu einem österlichen Hoffnungszeichen.
Wie die Bilder vom „Licht am Ende des Tunnels“
oder vom „Leben aus der Asche“ weist auch die „erhöhte Schlange“
auf den Sieg des Lebens am Kreuz hin.
Das Bild der „erhöhten Schlange“ verkündet die Osterbotschaft -
ganz wie das auch die romanischen Darstellungen des Kreuzes tun,
indem sie uns den „erhöhten Herrn“
als den Sieger über den Tod und als den „König des Lebens“ zeigen.

Diese Geschichte der erhöhten Schlange
enthält also eine österliche Botschaft,
wie auch erst recht die Befreiung Israels
aus dem „Sklavenhaus Ägypten“ samt der mühsamen Wüstenwanderung
die Osterbotschaft verkündet:
Das Ziel dieser Wanderung ist das verheißene Land,
„in dem Milch und Honig fließt“:
Immer wieder erweist sich Gott in diesen Geschichten
als der Gott des Lebens, mit dem Er damals wie heute Sein Volk beschenkt.

Eine solche Geschichte österlich neuen Lebens
erzählt uns auch die Lesung von der Heimkehr Israels
aus dem Babylonischen Exil.
Vorausgeht die Abwendung des Volkes von Gott
und als deren Konsequenz die Zerstörung Jerusalems
und die Vertreibung der Menschen.
Die machen dann viele Jahre lang all die schlimmen Erfahrungen,
die Vertriebene und Flüchtlinge auch heute machen.
Der Gott des Lebens erweist sich jedoch auch als der „treue Gott“.
Diesmal nimmt Er sogar den heidnischen Perserkönig Kyros
in Seinen Dienst und führt durch ihn Sein Volk in die Freiheit
und in ein neues Leben im wieder auferstehenden Jerusalem.

Wie schon die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft,
so ist auch diese Heimführung aus dem Zwangsexil
ein Grund überschäumender Freude.
Ein durchaus österliches Zeichen der Freude
war nach dem Durchzug durchs Rote Meer
der jubelnde Tanz der Mirjam
und vieler anderer Frauen aus der frohgestimmten Menge.
Obwohl der Neuanfang in Jerusalem nach der Heimkehr aus dem Exil
sicher kein Zuckerschlecken war,
war er doch auch ein Grund zu überschäumender Freude
und zu Fest und Tanz.

Neben der „erhöhten Schlange“ sollten wir also
als ein österliches Freudensymbol auch den Tanz mitnehmen
auf unseren „Weg nach Ostern“ durch diese „Corona-Fastenzeit“
in der vertrauensvollen Vorfreude auf das „Licht am Ende des Tunnels“.

Amen.