Predigt zum Aschermittwoch 2012 |
Deutung des Aschenkreuzes Autor: P.Heribert Graab S.J. mit Dank für eine grundlegende Anregung von P.Ansgar Wiedenhaus S.J. |
Asche: ein uraltes Symbol für Vergänglichkeit “Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.” Asche: ein Symbol für menschliches Elend. Hiob streut sich als Ausdruck des unsäglichen Elends, das ihn getroffen hat, Asche auf’s Haupt (Hiob 30,19) Asche: Symbol auch für Bußgesinnung. “In Sack und Asche Buße tun.” (öffentliche Buße im frühen Christentum > Verallgemeinerung durch Aschenkreuz für alle) Asche: Symbol für Reinigung, bzw. Für Buße, Umkehr und für den Wunsch, gereinigt zu werden: (römischer Brauch zu Neujahr, sich mit Asche zu waschen; Asche(nlauge) als Reinigungsmittel noch bei unseren Ururgroßmüttern für Geschirr und Fußböden). “Tilge, Herr, meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen.” (Antiphon zur Austeilung der Asche.) Nun sagt man: Das Aschenkreuz sei in Kölle “en Sakrament”! Und offiziell gilt das Aschenkreuz in der Kirche als Sakramentale. Ein Sakrament aber macht die Liebe Gottes sichtbar. Inwiefern kann das Aschenkreuz Gottes Liebe sichtbar machen und also ein Symbol für die allumfassende Liebe Gottes sein? Bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage kann uns die alte Legende vom Vogel Phönix helfen: Phönix, Reliefstein, Stiftskirche Millstatt Bereits in der ägyptischen Mythologie gibt es Benu, meist dargestellt in Form eines Reihers, der bei Sonnenaufgang in der Glut der Morgenröte verbrennt und aus seiner Asche verjüngt wieder aufersteht. Im Antiken Griechenland wurde er als Phönix überliefert. In der Spätantike wurde der Phönix dann zum Symbol der Unsterblichkeit, da er die Fähigkeit hatte, sich zu regenerieren, wenn Feinde ihn verwundet hatten. Bei den Christen wurde er zum Sinnbild des auferstandenen Christus, und zum Sinnbild des neuen Lebens, das Christus schenkt. Dem entspricht, daß die Asche auch ein Symbol der Fruchtbarkeit ist und damit Symbol neuen Lebens. (Asche wurde und wird als Dünger benutzt.) In der Liturgie wird die Asche zudem ausgeteilt in der Form des Kreuzes. Durch den auferstandenen Christus wurde das Kreuz der Schande verwandelt in eine Zeichen des Segens, ein Zeichen des Lebens. Schon die Asche und erst recht das Aschenkreuz ist also sehr wohl ein Sakrament, bzw. ein Sakramentale, das Gottes lebenspendende Liebe sichtbar macht. Die Kölner haben also Recht! Weil das Aschenkreuz Gottes Liebe sichtbar macht, ist es zugleich ein ‘Sakrament der ‘Ermutigung’: Es sagt uns: Wir dürfen alle Angst fahren lassen, Gott liebe uns nicht wirklich. Wir dürfen auf Gottes Liebe restlos vertrauen, uns in Seine Liebe fallen lassen. Nichts kann uns trennen von dieser Liebe - ∙ nicht all die Fehlschläge und Frustrationen, ∙ nicht die Enttäuschungen unseres Lebens, ∙ nicht das Elend, unter dem wir leiden, ∙ und nicht einmal unser Versagen und unsere Schuld. All das ist umfangen von Gottes Liebe. Lassen wir uns also durch den Empfang des Aschenkreuzes ermutigen, immer wieder neu anzufangen und das Leben mit all seinen Herausforderungen voller Freude, Dankbarkeit und Vertrauen anzugehen. Amen. |