Predigt am Gründonnerstag,
24.März 2005
Zur 2. Lesung: 1.Kor. 11, 23-26;
Autor: P. Nguyen ngoc The S.J.
Liebe Gemeinde,

Bei der Mahlzeit geht es nicht nur um das gute Essen. Dabei geht es noch um die Kultur des Essens mit der Zubereitung, mit dem Genuß, mit der Dekoration.... Aber am wichtigsten, m.E., geht es um die Gemeinschaft, d.h. zum „Guten Essen“ braucht man auch guten Freunde. Daher laden wir daheim zur Mahlzeit unsere guten Freunde ein, und hoffen in der Regel auf Gleichklänge. So kann man wirklich die Mahlzeit genießen. Das ist ganz normal.

Nach dieser Vorstellung können wir fragen: „Warum hat Jesus nicht wie wir gemacht? Warum hat sich Jesus mit Zöllnern und Sündern, mit Ausgestoßenen und Armen an einen Tisch gesetzt? Viel leichter wäre doch gewesen, was alle anderen taten und tun: Das Tischtuch zu zerschneiden und schön getrennt zu sitzen – die Armen im Asyl, die Reichen im Schlemmerlokal, die Bürgerlichen ebenfalls beim gutgedeckten Tisch unter sich. Nein, Jesus durchkreuzt solche Abgrenzungen, er bildet eine neue Gemeinschaft. Er ist überzeugt, dass Gottes Reich angebrochen ist. Alle Menschen, arm oder reich, heilig oder sündig, einsam oder glücklich, krank oder gesund, dürfen bei der Mahlzeit mit Gott sein, weil Gott sich inmitten dieses Leben hingibt. In der Liebe Gottes ist niemand ausgeschlossen.

Diese Mahlzeit mit Gott, mit Jesus, können wir heute nochmals betrachten: Noch in der Nacht des Verrates und angesichts des Todes bricht Jesus das Brot, teilt er sich aus und mit. Alle sollen ein für allemal erkennen, wer er ist und wer Gott ist. Ausdrücklich heißt es ja im Kelchwort: „Für euch und für alle.“ Das alles Entscheidende daran ist die Sprengkraft seines Lebens für andere; dadurch stiftet er Versöhnung, schenkt er Vergebung und ermöglicht er Verwandlung. Deshalb Eucharistie, deshalb Danksagung, deshalb Fest.

Hier möchte ich einen Gedanke von Mutter Teresa nach klingen lassen: „Keiner darf so aus der Kirche herausgehen, wie er hineingegangen ist. Es ändert sich ja etwas. Wandlung – sagen wir. Brot und Wein wandeln sich in Leib und Blut Christi. Er wird uns in die Hand gegeben. Und dann haben wir es in der Hand, dass wir uns durch ihn in seinem Sinne wandeln lassen und dass durch uns die Welt gewandelt wird, etwas wenigstens, soweit es an uns liegt. Gegner können miteinander reden; geballte Faust kann sich öffnen zum Friedensgruß; Schwerter können zu Pflugscharen umgewandelt werden.“
Darüber hinaus ist es auch wichtig für Jesus, dass wir die Eucharistie zu seinem Gedächtnis feiern. Aber nicht nur zum Gedächtnis, sondern auch zur Vergegenwärtigung der Befreiung von Israels aus Ägypten, der Erlösung des Menschen aus den Toten, der Liebe Gottes an sein Volk.
Und dadurch verkünden wir den Herrn, seine Botschaft, seine Liebe und seine Hingabe von der Krippe bis das Kreuz, damit alle erkennen, wie Jesus den Menschen liebt, so dass er sein Blut für die Menschen gegossen hat. Aber wie können wir den Herrn richtig verkünden? Wie können wir anderen am besten sagen, dass der Herr sich uns durch seine Hingabe schenkt? Wie können wir laut sagen, dass das gebrochene Brot und der Wein da für alle Menschen sind, um alle zu retten?
Hiermit kommt mir der Erzbischof Oscar Romero zum Bewußt. Genau vor 25 Jahre, am 24.März1980 wurde  Oscar Romero am Altar ermordet. Er war der gute Hirt für sein Volk, besonders für die Armen. Ja, wie Chritus hatte er die Armen in sein Herz geschlossen, und ihn haben die Armen für immer ins Herz geschlossen. Von dem Herzen sagte Romero: „Da, wo Christus in Fleisch und Blut leidet, da, wo Christus auf dem Feld übernachten muss, weil die Menschen nicht Zuhause schlafen können, da, wo Christus an Krankheiten leidet aufgrund von Unrecht und Leid - da trägt Christus sein Kreuz auf dem Rücken, nicht dort, wo man in der Kapelle den Kreuzweg betet; sondern dort mitten im Volk lebt er, dort trägt er sein Kreuz zum Kalvarienberg.“ [5. März 1978]
Seine Sprache drückt nicht nur seine Solidarität mit den Armen aus, sondern auch sein Leben nach der Wahrheit. In einer Welt der Lüge ist Romero ein Symbol der Wahrheit, und zwar jener Wahrheit, dass die Hälfte der Menschheit durch Elend am Leben gehindert wird. Diese Wahrheit wird tausendfach geleugnet, unterdrückt oder manipuliert zugunsten der Unterdrücker und zu Lasten der Unterdrückten. In einer solchen Zeit ist „die Wahrheit wie sauberes Quellwasser, das aus den Bergen herabfließt“
Das Leben nach der Wahrheit verlangt den Mut, aber bringt die Freude . In einer Welt, die das Motto „Geschäft ist Geschäft“ zu ihrem Leitwort erhebt, wird Romero zum Symbol der Lebensfreude, die aus der Begegnung zwischen Menschen entsteht.
In einer Welt, die außer dem Eigeninteresse nichts mehr ernst nimmt, die beharrliches Engagement verlacht, wird Romero zum Symbol dafür, dass man ein engagierter Mensch und Christ sein kann, der bis zum Ende geht. Darin besteht sein Martyrium.
Sein Martyrium ist das Zeugnis für die Liebe Christi . Sein vergossenes Blut am Altar drückt aus, wie er Christus wirklich nachfolgte. Wie das sanfte Lamm Gottes geschlachtet wurde, um das Volk zu retten, ist Romero für sein Volk, für den Glauben und Gerechtigkeit gestorben.
Ja, Romero feierte nicht nur die Eucharistie, sondern er vergegenwärtigte sie in seinem Leben und in seiner Hingabe. Er nahm ernst, was Jesus sagte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und er war einer von den besten Verkündiger, der nicht nur gut predigte, sondern richtig nach dem Geist des Evangeliums lebte. Amen