Sechste Fastenpredigt zum Thema der EXPO 2000 "Mensch - Natur - Technik"
Diese letzte Fastenpredigt am Vorabend der Karwoche steht unter dem Thema "Gottes Solidarität - Erlösung der Schöpfung durch das Kreuz".
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Bei einem der ersten ökumenischen Workshops 
zur Vorbereitung der christlichen Kirchen auf die EXPO 2000
wurde uns das Konzept des deutschen Pavillons vorgestellt. 
Eine faszinierende Präsentation:
So ungefähr hätte man sich das Paradies erträumen können.
Mensch, Natur und Technik in vollendeter Harmonie.
Herrlich optimistische Bilder einer Gegenwart und Zukunft
in ungebrochen strahlendem Licht.

In das teils bewundernde, teils betroffene Schweigen hinein
habe ich mich zu Wort gemeldet und spontan den Wunsch geäußert:
In diese „heile Glitzerwelt" würde ich gerne
die Gäste unseres Mittagstisches zu einer Art „Sit-in" einladen.
Wenn es um eine Präsentation unserer Welt geht,
und wenn die Zukunft der Menschheit im dritten Jahrtausend
ein zentrales Anliegen der EXPO ist,
dann dürfen die Schattenseiten des Lebens 
nicht einfach ausgeklammert werden.
Der Beifall machte deutlich, 
daß damit ein ganz wunder Punkt jeder und auch 
dieser Weltausstellung angesprochen war.

Jede ausstellende Nation oder Organisation
- selbst die ärmsten Länder dieser Erde -
werden das Bedürfnis haben, 
sich selbst und ihre Vorstellungen von Mensch - Natur - Technik"
möglichst attraktiv und voller Glanz und Gloria darzustellen.
Armut und Elend, Hunger und Krankheit, Leid und Tod
werden voraussichtlich in Hannover nicht vorkommen.

Und doch wird im Zentrum der EXPO
- an der Plaza, in unmittelbarer Nachbarschaft des deutschen Pavillons -
das Kreuz Jesu Christi aufgerichtet werden.
Weithin sichtbar wird es nicht nur den Christus-Pavillon,
sondern das Gelände insgesamt überragen.
Es ruft gegen den Trend der EXPO 
die Liedzeile ins Bewußtsein:
„steht doch ein Kreuz in jedem Land,
überall herrscht der Tod".
Zugleich aber verkündet es auch die frohe Botschaft:
„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung."
Heil, Leben, Hoffnung - weit über das technisch Machbare hinaus.

„Wir wissen," schreibt Paulus,
„daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag
seufzt und in Geburtswehen liegt".
Die ganze Schöpfung, das All wartet sehnsüchtig auf „Erlösung",
wartet darauf, befreit zu werden von Sklaverei und Verlorenheit.

Aber zugleich verkündet Paulus die Hoffnungsbotschaft
von Christus, dem Gekreuzigten:
„Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in Ihm wohnen,
um durch Ihn alles zu versöhnen.
Alles im Himmel und auf Erden
wollte er zu Christus führen,
der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut." 

In Jesus Christus findet die Solidarität Gottes mit seiner ganzen Schöpfung
ihren unüberbietbaren Ausdruck.
Wir haben gesehen, daß diese Schöpfung nicht bereits fertig ist an ihrem Beginn.
Sie ist vielmehr ein fortlaufender Prozeß,
in dem der Schöpfer ständig am Werk ist.
Dieser Schöpfungsprozeß zielt mit einer inneren Dynamik hin
auf seinen Höhepunkt: Christus.
Ausgerechnet ein Naturwissenschaftler, Teilhard de Chardin,
hat diesen Prozeß analysiert
und den Zielpunkt, Christus, den Punkt Omega genannt.

Der Mensch hat immer wieder versucht,
sozusagen Sand ins Getriebe zu werfen,
die Entwicklung zu bremsen,
bzw. in eine andere Richtung zu lenken,
in die Richtung seiner eigenen gottlosen Interessen.
Aber Gott läßt sich zu keinem Zeitpunkt abbringen
von der Liebe zu seinem Schöpfungswerk.
Gerade in Katastrophensituationen
offenbart er seine Solidarität nicht nur mit dem Menschen,
sondern mit der ganzen Schöpfung.
Ein frühes Symbol dafür ist der Regenbogen über der Sintflut.
Bis auf den heutigen Tag ist der ein Hoffnungszeichen.
Den bunten Bogen aus Wasser und Licht
spannt Gott über den Himmel aus 
als Bundeszeichen zwischen sich selbst und der Erde (!). 
„Solange die Erde besteht, sollen nicht aufhören
Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht."

Die Propheten geben immer wieder Zeugnis
von dieser unbesiegbaren Solidarität Gottes -
zunächst mit seinem auserwählten Volk,
darüber hinaus jedoch mit der ganzen Menschheit.

Als aber die Zeit erfüllt und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, 
da sandte Gott seinen Sohn,
„da sprang sein allmächtiges Wort vom Himmel".

Gott erwählt Maria, eine arme und einfache Frau,
damit sein Sohn zur Welt kommen kann.
Für viele unter uns ist diese Frau sozusagen das „Einfallstor" 
der Menschenfreundlichkeit Gottes in diese Welt.
Darum gehen Unzählige mit ihren Sorgen und mit ihrem Leid,
aber auch mit ihren kleinen und großen Freuden
gerade zur Mutter Maria - auch hier in unserer Kirche. 

„Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt."
In der Menschwerdung
kommt Gott zu uns
in der Genossenschaft unseres „Fleisches" und unserer Zeit.

Ein ehrfürchtiges Erstaunen über dieses unvorstellbare Maß
göttlicher Solidarität mit dem Menschen
klingt aus dem berühmten Christushymnus des Philipperbriefes:
„Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und ward gehorsam bis zum Tod,
ja, bis zum Tod am Kreuz." 

Das heißt doch:
Wir dürfen uns auf die Dunkelheiten des Lebens einlassen,
wir dürfen der Verzweiflung widerstehen und dem Leben trauen,
wie schwer es immer sein mag,
weil Gott selbst mit uns lebt.

Mit der Menschwerdung Gottes
beginnt die Erlösungsgeschichte,
die über die Kreuzigung in der österlichen Auferstehung ihre Erfüllung findet.
All die innerweltlichen Ideologien unserer Zeit,
die so viel Schrecken nach sich gezogen haben,
sind letztendlich zusammengebrochen.
Bei allen Erfolgen von Wirtschaft und Technik
ist doch nicht zu übersehen,
daß menschlicher Machbarkeitswahn
sich als Ausgeburt der Hybris erwiesen hat.
Der Fluch des Prometheus,
immer wieder von vorn beginnen zu müssen,
und doch immer wieder zu scheitern,
ist und bleibt unser Schicksal -
es sei denn, wir lassen diesen Teufelskreis von Gott her durchbrechen,
indem wir uns seiner Solidarität öffnen,
anstatt ständig auf‘s Neue die bittere Erkenntnis des Johannesevangeliums
durch unsere eigene Praxis zu bestätigen:
„Er kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf!"

Wenn wir von Gottes Solidarität sprechen,
dürfen wir gerade angesichts der bevorstehenden EXPO
nicht übersehen, daß Gottes Solidarität parteiisch ist.
Wie ein roter Faden zieht sich durch die ganze Heilige Schrift
Gottes Vorliebe für die Armen und „Kleinen", 
für die Ausgegrenzten und Benachteiligten,
für Kranke und Behinderte,
für die Opfer von Ungerechtigkeit und Gewalt.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel
stellt Gott sich auf die Seite von Abel und eben nicht von Kain,
also auf die Seite des Opfers und nicht auf die des Täters.

Das Gottesgesetz vom Sinai enthält seitenweise 
Handlungsanweisungen zugunsten der Armen. 
• Der Zehnte jeder dritten Ernte soll 
Leviten, Fremden, Waisen und Witwen gehören.
• Vergessene Garben auf den Feldern sollen ebenfalls
stehen bleiben für Fremde, Waisen und Witwen.
• Um ihnen Lebensmöglichkeiten zu lassen,
darf es auch keine Nachlese an Ölbäumen oder Weinstöcken geben.
• Es heißt: „Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen."
„Du sollst das Recht von Fremden nicht beugen.
Du sollst das Kleid einer Witwe nicht als Pfand nehmen."
• Und immer wieder in solchen Zusammenhängen:
Denke daran, was dir selbst widerfahren ist im Sklavenhaus Ägypten!

Auf dem Hintergrund der aktuellen Nachrichten
über die Hungerkatastrophe in Äthiopien
sei erinnert an das Schicksal der Witwe von Sarepta:
Mein Sohn und ich, sagt sie,
wir wollen noch die letzten Krümel Brot essen,
die ich im Haus habe,
um dann vor Hunger zu sterben.
Zu ihr schickt Gott den Propheten Elia
mit der Botschaft: „Der Mehltopf wird nicht leer werden
und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag,
an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet."
Das wäre doch was, wenn die UNO
und wenn wir alle in den reichen Ländern
diese Botschaft in Gottes Namen 
den Hungernden in Äthiopien senden würden!

Der Prophet Amos, der durchgängig eine Sprache spricht,
die an Deutlichkeit nichts zu wünsche übrig läßt,
tituliert die Reichen in Samaria nicht gerade freundlich:
„Ihr Baschankühe," sagt er,
„ihr unterdrückt die Schwachen
und zermalmt die Armen.
Zu euren Männern aber sagt ihr:
Schafft Wein herbei, wir wollen trinken...
Man wird euch mit Fleischerhaken wegschleppen."
Ich weiß nicht, ob dieser Text irgendwann im Gottesdienst gelesen wird.
Jedenfalls würden wir mit Recht darauf antworten:
„Wort des lebendigen Gottes".

Immer wieder hören wir aus dem Mund der Propheten
beißende Sozialkritik - und das oft mit dem ausdrücklichen Zusatz:
„So spricht Gott, der Herr".
Diese Predigt fände keine Ende, 
wenn ich die Beispiele alle zitieren wollte.
An einige Texte möchte ich jedoch erinnern.
So zum Beispiel gerade jetzt in der Fastenzeit
an jenen Text des Jesaja, in dem er 
von dem Fasten spricht, wie Gott es liebt:
„Die Fesseln des Unrechts lösen
die Stricke des Jochs entfernen,
die Versklavten freilassen,
jedes Joch zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot austeilen,
die obdachlosen Armen ins Haus aufnehmen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleiden" -
das ist ein Fasten, wie ich es liebe, spricht der Herr.

An die Adresse von ausbeuterischen Großgrundbesitzern sagt Jesaja - 
heute würde er sich vielleicht an Neokapitalisten wenden:
Die Armen „werden Häuser bauen und selbst darin wohnen,
sie werden Reben pflanzen und selbst ihre Früchte genießen.
Sie bauen nicht, damit ein anderer in ihrem Haus wohnt;
und sie pflanzen nicht, damit ein anderer die Früchte genießt".
Es gibt auch bei uns Menschen, die schuften und sich abrackern;
und dennoch kommen sie nicht auf einen grünen Zweig.
Und die Vereinigten Staaten werden uns angepriesen
als ein Land nahezu ohne Arbeitslosigkeit.
Eher selten wird auch darüber berichtet,
daß dieses reiche Land die größte Armut hat,
und daß ein Job häufig nicht ausreicht,
den arbeitenden Menschen selbst oder gar seine Familie zu ernähren.
Ob Karl Marx wirklich so unrecht hatte, als er sagte,
einige Wenige eigneten sich den „Mehrwert" an?
Genau darum geht es im zitierten Jesaja-Text.
Es liegt auf der Hand, daß die Armen Lateinamerikas zum Beispiel
oder auch Asiens oder Afrikas
einen viel unmittelbareren Zugang zu solchen Schrifttexten haben
als wir, die wir in einem reichen Land leben
und das unter vielfacher Rücksicht auf Kosten der Armen dieser Welt.

In einer Welt, in der das Krebsübel der Bestechung wuchert
- mehr und mehr ja auch in unserem Land -
dieses Krebsübel, das letztendlich immer zu Lasten der Armen geht -
in einer solchen Welt
sollten die beißenden Worte des Amos
in jedem Geschäftsbüro, in jedem Politikerbüro
und in den vornehmen Konferenzräumen an der Wand hängen:
„Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen,
für ein paar Sandalen die Armen.
Sogar den Abfall des Getreides machen wir noch zu Geld."

Gott widerspricht sich nicht:
Er war, ist und bleibt der gerechte, der barmherzige,
der liebende Vater der Armen.
Und wenn Er selbst Mensch wird, unser Bruder,
dann zuerst und vor allem Bruder der Armen und Kleinen.
Ihnen gilt zu allererst Seine Solidarität
und also auch die Solidarität Jesu Christi.
Geboren wurde er in einem Stall - nicht in einem Palast.
Schon als Kind muß er fliehen und um Asyl in Ägypten bitten.
Später sagt er von sich selbst:
„Der Menschensohn hat keinen Ort, 
wo er sein Haupt hinlegen könnte."
Was er zu sagen hat, steht an Deutlichkeit
den Worten der Propheten in nichts nach:
„Selig, ihr Armen..." Und: „Weh euch, die ihr reich seid..."
Oder: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr,
als daß ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."
Oder: „Die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten."

Die Erzählung Jesu vom reichen Mann und vom armen Lazarus
gehört auch in den Zusammenhang radikaler Solidarität mit den Armen.
Sie kennen diese Geschichte mit ihrem scharfen Kontrast
zwischen der Tröstung des Lazarus in „Abrahams Schoß"
und den qualvollen Schmerzen des Reichen in der Unterwelt.
Dabei geht es nicht um Vergeltungsdenken,
vielmehr bringt diese Geschichte 
die Hoffnung der Armen auf den gerechten Gott zum Ausdruck.
Diese Hoffnung ist allerdings zugleich verbunden
mit dem Leiden an der Aussichtslosigkeit,
die Kluft zwischen reich und arm zu überschreiten.

Schon das Magnificat der Gottesmutter
- ganz am Anfang des Lukasevangeliums -
ist so etwas wie ein Leitmotiv der Sendung Jesu:
„Er stürzt die Mächtigen vom Thron,
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und läßt die Reichen leer ausgehen."

Jesus erweist sich als ein Freund der Zöllner und Sünder.
Aussätzige, Kranke und Besessene heilt er am Straßenrand.
Von einer Halbweltdame läßt er sich die Füße salben.
Die Gäste zum Hochzeitsmahl seines Reiches 
sammelt er ein an Hecken und Zäunen.
Und schließlich endet er - wen wundert‘s -
am Galgen auf Golgatha zwischen Gescheiterten.

Das Kreuz ist nicht Zufall, nicht Panne.
Das Kreuz ist die logische Konsequenz 
seiner Art von parteiischer Solidarität.
Am Kreuz allerdings erweist Jesus seine Solidarität mit allen Menschen,
weil alle - reich oder arm - mit der ganzen Schöpfung 
der Vergänglichkeit unterworfen sind,
weil alle den Weg antreten müssen durch die Dunkelheit des Todes.

Jedoch auch in dieser letzten Stunde seines Lebens
geht Jesus selbst den Weg derer,
die nicht menschlich sterben, sondern elend krepieren.
Mit ihnen und mit uns allen durchleidet er die Schrecken des Todes.
In seinem Tod allerdings eröffnet er ihnen zuerst und dann auch uns allen
den Blick auf das helle Licht des Ostermorgens. 
Das ist alles andere als billige Jenseitsvertröstung!
Die Ostersonne scheint zurück 
in die Dunkelheiten von Tod und Leben - hier!
Es geht an Ostern durchaus auch um unsere Auferstehung
im Hier und Jetzt.
Es geht nicht zuletzt um die Auferstehung 
derer, die am Boden liegen,
zu einem neuen, österlichen, d.h. zu einem qualitativ ganz anderen Leben
mitten in den Realitäten und vorgeschobenen Sachzwängen unserer Welt.

Von all dem wird in Hannover wenig die Rede sein.
Um so wichtiger ist die Präsenz der Kirche auf der EXPO -
vorausgesetzt, sie versteht das Kreuz, das den Christus-Pavillon überragt,
als ein Zeichen jener Solidarität Gottes
gerade mit denen, die in Hannover keine Stimme haben.
Der Solidarität Gottes in Jesus Christus
muß die Solidarität der Kirche entsprechen,
wenn sie denn wirklich die Kirche Jesu Christi ist.

Die spanischen Eroberer Lateinamerikas
bauten herrliche Kirchen direkt neben die Gouverneurspaläste.
Und noch vor wenigen Jahren hatte der Diktator Pinochet
seinen Betstuhl an einem Ehrenplatz 
in der Kathedrale von Santiago de Chile.
Wo dies geschieht, ist sicherlich nicht die Kirche Jesu Christi am Werk.
Vielmehr gibt es da durchaus Parallelen zur Situation 
des Tempels in Jerusalem zur Zeit Jesu: 
Aus dem Haus Gottes war eine Machtzentrale 
von Politik und Geld geworden.
Jesus nennt dieses Konglomerat eine „Räuberhöhle".
Als Reaktion auf das lateinamerikanische Dreieck 
von Kirche, Macht und Geld
entwickelten sich gerade in Lateinamerika
Impulse für eine Theologie der Befreiung,
für eine „Kirche der Armen", für eine „arme Kirche".
Allen Auseinandersetzungen darum zum Trotz
hat die gesamte Weltkirche, ja die Christenheit insgesamt
durch diese lateinamerikanischen Impulse gewonnen.
Es bleibt zu hoffen, daß die Kirchen auf der EXPO-Plaza
nicht der Versuchung der sie umgebenden Show 
von Ökonomie und Hightec erliegen.

Sie alle wissen, daß die EXPO in Hannover 
von Anfang an umstritten war.
Die Ablehnung durch viele Gruppen - auch in der Kirche -
hatte und hat ernstzunehmende Beweggründe.
Ich selbst habe dennoch - ebenfalls von Anfang an -
mehr die Chancen im Blick gehabt, 
die diese Weltausstellung natürlich auch mit sich bringt. 
Um so wichtiger ist in meinen Augen,
daß nicht nur ein stählernes Kreuz über der EXPO prangt,
sondern daß Christen das „Kreuz" der Menschen heute
auf der Weltausstellung zur Anschauung und zu Gehör bringen.
Das Kreuz von Menschen unserer Zeit
ist immer noch das Kreuz von Golgatha.
Die Leidenden in allen Teilen der Welt 
ergänzen in ihrem irdischen Leben - wie Paulus sagt -
das, was an den Leiden Christi noch fehlt.
Sie dürfen Seiner Solidarität sicher sein.
Die aber muß ihren Ausdruck finden auch in unserer Solidarität.

Amen.