Predigt zur Christmette
Weihnachten 2014
Lesung: Jes. 9, 1-6
Evangelium: Lk. 2, 1-14
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Weihnachten – ein Fest, das ganz viele Gedanken,
Gefühle und Erinnerungen bei den meisten von uns auslöst.
Wunderschöne Erinnerungen an unsere Kindheit,
•    Gefühle des Beschenktseins und der Geborgenheit,
•    Gedanken zur biblischen Botschaft vom menschgewordenen Gott,
•    und vielleicht sogar eine tiefe Dankbarkeit
    für die Gemeinschaft mit Ihm im Glauben.

Zugleich denken wir vielleicht
ein wenig traurig oder kritisch darüber nach,
wie sehr dieses Fest inzwischen kommerzialisiert und damit entleert ist,
und wie sehr wir selbst
in diese Entwicklung mit hinein gezogen wurden.

In diesen Weihnachtstagen des Jahres 2014 drängen sich mir aber
vor allem ganz aktuelle Bezüge zur Botschaft dieses Festes auf
und machen mich sehr nachdenklich:

Tag für Tag werde ich durch die Medien
mit der Not und dem Elend von Flüchtlingen
rund um den Erdball konfrontiert.
Mehr als 51 Millionen sollen es weltweit sein.
Gerade mal 200.000 davon haben bei uns Zuflucht gesucht.
Gott-sei-Dank gibt es nicht wenige Menschen,
die sie herzlich willkommen heißen.
Zugleich jedoch folgen Tausende
diesen unsäglichen Pegida-Demonstrationen,
die den Teufel der Überfremdung
und gar den Untergang des Abendlandes an die Wand malen.

Mir fallen dazu biblische Überlieferungen
der Weihnachtsgeschichte ein.
•    Eine haben wir gerade im Evangelium gehört:
"Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war. " (Lk.2,7)

•    Und schon sehr bald darauf heißt es im Evangelium:
"Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte:
Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten;
dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage;
denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. 
Da stand Josef in der Nacht auf
und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten." (Mt.13,14)

•    Viele Jahre später sagt dann der erwachsene Jesus selbst:
"Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester;
der Menschensohn aber hat keinen Ort,
wo er sein Haupt hinlegen kann." (Mt.8,20)

Und wieder zurück nach Weihnachten!
•    Im Evangelium der Festmesse heißt es:
„Er kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1,11)

Unter dem Eindruck der Aktualität dieses Aspektes von Weihnachten
gibt es in der Kölner Jesuitenkirche Sankt Peter
in diesem Jahr keine traditionelle Weihnachtskrippe.
Vielmehr hat der Künstler Hermann Josef Hack
ganze Kirche in ein großes Flüchtlingszelt verwandelt.
Wer zum ‚Krippche-Luure‘ nach Sankt Peter kommt,
wird vielleicht betroffen sein oder gar erschrocken.
Die Installation von Hermann Josef Hack
trägt jedoch den Titel „Basislager".
Und ein Basislager ist vor allem ein Zeichen der Hoffnung.
Wie ein ‚Basislager‘ sollte auch die Kirche
zugleich Ort der Heimat und des Aufbruchs sein,
weil hier immer wieder Menschen Zuflucht und Hilfe suchen
und zugleich Ermutigung und Stärkung für ihren Weg finden.
Mag ein Flüchtlingslager für viele der Tiefpunkt ihres Lebens sein -
ein Basislager enthält das Notwendigste zum Überleben,
bietet Schutz und Rüstzeug zum Aufbruch.

Mit dem ‚Basislager‘ will Hermann Josef Hack uns auffordern,
den Flüchtlingen Hoffnung, Hilfe, Zuspruch
und Gastfreundschaft zu schenken.
Seine Vision: Ein Flüchtlingslager als Basislager
zum Aufbruch in ein sicheres und von Freunden umgebenes Leben.

Einer der Initiatoren dieser Installation in Sankt Peter sagte mir:
„Wenn im Wort von Weihnachten
auch nur ein Korn Wahrheit ist, dann das:
Geht hin zur Krippe. In die Armseligkeit dieser Erde.“

Amen.