Predigt zum Fest der Darstellung des Herrn,
Vorabend des 4. Sonntag im Jahreskreis C
am 2. Februar 2018
Lesung: Mal. 3, 1-4
Evangelium: Lk. 2, 22-40
Autor: P. Heribert Graab SJ
Das Fest der Darstellung des Herrn
steht zwar noch im Zusammenhang
mit dem weihnachtlichen Festkreis,
aber es schlägt vor allem
eine Brücke zwischen Weihnachten und Ostern.
Wie immer, wenn es um Offenbarung des göttlichen Geheimnisses geht,
geschieht dies in Bildern und Gleichnissen.
Brückenfunktion hat heute das spannungsgeladene Doppelbild
von Dunkelheit und Licht.

Die Geburt Jesu Christi feiern wir mitten in der Nacht:
„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht;
über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“
Mit diesen Worten des Jesaja beginnt die mitternächtliche Liturgie.
Konkret wird diese prophetische Verheißung
in der folgenden Erzählung des Weihnachtsevangeliums:
Der Engel des Herrn trat zu den Hirten hinzu,
und der Glanz des Herrn umstrahlte sie...
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Messias, der Herr.“

Dieses Bildmotiv eines strahlenden Lichtes in der Dunkelheit
nimmt im heutigen Evangelium der greise Simeon auf:
„Nun läßt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast,
in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“

Dieses Bildmotiv prägt in vielfacher Hinsicht diesen Tag heute:
Schon sehr früh wurde dieser Tag mit einer Lichterprozession gefeiert.
Wenn auch zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Traditionen
bei der Feier dieses Festes unterschiedliche Themenschwerpunkte
im Vordergrund standen -
Lichterweihe und Lichterprozession blieben immer zentral -
bis auf den heutigen Tag.

Gerade dadurch richtet das Fest der Darstellung des Herrn
heute schon unseren Blick auf das Osterfest:
Dessen Feier beginnt ja auch in der Dunkelheit der Nacht
mit dem Osterfeuer und mit dem Entzünden der Osterkerze.
Am meisten beeindruckt mich selbst in jedem Jahr und immer wieder
der Einzug der brennenden Osterkerze in die dunkle Kirche.
Dieses scheinbar so kleine Licht einer einzigen Kerze
leuchtet selbst in die dunkelsten Winkel der Kirche hinein.
Und dann multipliziert sich das Licht,
wenn nach und nach alle Mitfeiernden ihre eigene Kerze
am Licht der Osterkerze entzünden - 
bis schließlich der ganze Raum im österlich lebendigen Licht erstrahlt.
Ein weiterer Höhepunkt dieser wunderbaren Lichtfeier
ist dann der jubelnde Gesang des Exultet,
dieser begeisternde Lobgesang auf das Licht des Ostermorgens.

Das Licht des menschgewordenen Gottes,
das Licht der in dieser Welt erschienenen Herrlichkeit Gottes,
das Licht des auferstandenen Christus -
dieses wunderbare Licht bezeichnet auch für uns heute noch
jenes „Heil“, das Gott vor allen Völkern bereitet hat.
„Heil“ – also Gnade und Segen, Fülle und Erfüllung des Lebens,
    Gesundheit  und Heilung an Leib und Seele,
    Erlösung und selbstverständlich Glück.
All das erkennt der greise Simeon als Geschenk Gottes
schon in dem kleinen Kind, das seine Eltern zum Tempel bringen.
Er sieht darin das „aufstrahlende Licht aus der Höhe“,
das allen leuchtet, „die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ -
ein Licht für Gottes Volk Israel
und darüber hinaus ein Licht für alle Menschen und Völker dieser Welt
bis auf den heutigen Tag.

Es lohnt sich und ist sinnvoll, sich jeden Tag aufs neue zu fragen:
Wo erkenne und wo erfahre ich selbst dieses Licht heute
und zumal in den Dunkelheiten meines eigenen Lebens -
in meinen Ängsten, in der Einsamkeit und in Zeiten der Trauer?

Wie kann dieses Licht die Dunkelheit unserer Zeit
und auch meines Lebens erleuchten,
wenn aktuell selbst die Kirche Jesu Christi
durch so manchen Skandal in tiefes Dunkel gestürzt ist?

Es ist und bleibt ein Wunder durch alle Zeiten,
daß Jesus Christus ausgerechnet dieser oft so erbärmlichen Kirche
das göttliche Licht für die Welt anvertraut.
Und es ist und bleibt ein Wunder,
daß dieses göttliche Licht dennoch nicht erlischt,
daß wir es vielmehr finden können, wenn wir es nur suchen.
Denn nicht die Kirche ist der Garant des Lichtes,
sondern einzig und allein Jesus Christus selbst - in der Kirche.

Viele Katholiken hören es heute nicht gerne,
wenn ihnen gesagt wird, sie selbst seien Kirche.
Und doch stimmt genau das!
Und daraus folgt für jede und jeden von uns die Sendung,
das Licht, das letztlich Jesus Christus selbst ist, weiterzugeben
und all denen, mit denen wir zu tun haben,
dies Licht „aufgehen zu lassen“.

Beginnt mutig damit, meint die hl. Katharina von Siena:
„vertreibt die Dunkelheit
und strahlt Licht aus!“

Amen.