Predigt zum Hochfest der Aufnahme Mariens
in den Himmel
Lesung:  Gen. 28, 10-15
Evangelium:  Lk 11, 27-28
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Predigt im Rahmen einer Ora-et-Labora-Woche auf der Neuerburg / Eifel.
Die Predigt nimmt Bezug auf das Rahmenthema der Woche "Himmelsleiter".


Vermutlich braucht Ihr etwas Zeit,
bis sich der Schock über diesen Kitsch gelegt hat.
Zugegeben - auch ich würde bei diesem Bild von Kitsch sprechen,
vielleicht sogar von esoterischem Kitsch.

Dennoch möchte ich Euch bitten,
die symbolische Bildsprache
einmal vorurteilsfrei an Euch heran zu lassen.
Diese Symbolsprache ist weitgehend biblische Sprache.

Da ist zunächst dieser Regenbogen.
Wir kennen ihn als ein Zeichen des Friedens.
Dieses Friedenszeichen geht zurück
auf die biblische Noah-Erzählung.
Dort ist der Regenbogen gewiß auch ein Friedenszeichen.
Er steht jedoch nicht in erster Linie
für den Frieden zwischen Menschen und Völkern.
Vielmehr steht er für den Frieden Gottes mit den Menschen.
Mehr noch: Er steht für einen freundschaftlichen Bund,
den Gott mit den Menschen schließt
nach der großen Flutkatastrophe.
Erst daraus folgt dann auch
seine Bedeutung für den Frieden der Menschen untereinander
und mit der ganzen Schöpfung.

Der Regenbogen wird von jeher
als eine Brücke zwischen Himmel und Erde gesehen.
Gott selbst baut diese Brücke,
um die scheint’s unüberbrückbare Kluft zu überwinden,
die Menschen immer wieder durch ihre Schuld aufreißen.
Gott geht über diese Brücke auf uns Menschen zu.
In beide Richtungen begehbar wird diese Brücke endgültig erst
durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.

Im gleichen Sinne ist auch die Himmelsleiter des Jakob
ein biblisches Brückenbild:
Auch mit dieser Himmelsleiter sagt Gott dem Jakob
und letztlich den Menschen überhaupt
freundschaftliche Verbundenheit zu:
“Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst.”
Die auf und nieder steigenden Engel
stehen letztlich für Gott selbst,
dem daran liegt, diese Verbindung nicht abreißen zu lassen.

Im engen Zusammenhang mit den alttestamentlichen Bildern
von Regenbogen und Himmelsleiter
steht dann das neutestamentliche Geschehen
der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth
und der Auferstehung Jesu Christi am Ostermorgen.
Gott beschreitet die “Brücke”
des Regenbogens und der Himmelsleiter in beide Richtungen
- von “oben” nach “unten” und wieder von “unten” nach “oben” -
und das als Mensch, als unser Bruder!
Er öffnet diesen Verbindungsweg zwischen Himmel und Erde
damit für uns Menschen!
Auf den Weg der Auferstehung ins österliche Licht
sind wir alle gerufen!

Eine Vergewisserung dieser Berufung aller
sieht die Kirche Jesu Christi
im Glauben an die Aufnahme Mariens in den Himmel -
mit Leib und Seele. 

Betrachten wir jetzt noch die Blumen,
die die “Stufen ins Licht” von unten bis oben säumen.
Sie sprechen für sich selbst -
ein Symbol des Lebens und seiner Schönheit.
Nicht von ungefähr schmücken wir
die Gräber unserer Toten mit Blumen.
Und selbst diejenigen,
die sich darüber heutzutage keine Gedanken mehr machen,
geben damit ungewollt ein Zeugnis des Auferstehungsglaubens.

Hören wir dazu abschließend
die sehr alte und wunderschöne Legende vom “Heimgang Mariens”:

„Als Maria ihr Ende nahen fühlte,
soll sie alle Apostel gerufen haben,
die sich um sie versammelten.
Sie beteten die alten Psalmentexte
und Maria entschlief friedlich.
Nach ihrem Tod legten die Freunde Jesu
den Leichnam in ein aus einem Fels gehauenes Troggrab
und deckten es mit einer Steinplatte ab.
Der Apostel Thomas war bei der Grablegung nicht zugegen.
Als er wenig später zu den Jüngern stieß,
wollte er Maria noch einmal sehen.
Man führte ihn zum Grab und nahm die Steinplatte ab.
Man fand aber keinen Leichnam
sondern nur ein mit Rosen gefülltes Grab.
Seit jenem Tag glaubt man
an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel."

Amen.