Predigt zum 6.
Sonntag im Jahreskreis (C) am 14. Februar 2010 (Karneval) |
Lesung: Jer. 17, 5 - 8 Evangelium: Lk. 6, 17 . 20 - 26 Autor: P.Heribert Graab S.J. |
Zu allen Zeiten hat sich die
Predigt der Kirche bewegt
zwischen “Frohbotschaft” und “Drohbotschaft”. Bei diesem Drahtseilakt ist sie mal auf der einen Seite und mal auf der anderen Seite “abgestürzt”. Schon die Propheten des Ersten Bundes predigten Segen u n d Fluch. Jeremia - wir haben es gehört - tut das in einer auch heute noch verständlichen Bildsprache: Er stellt den “kahlen Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht,” dem “am Wasser gepflanzten Baum” gegenüber, “dessen Blätter auch in einem trockenen Jahr grün bleiben,” und der “unablässig seine Früchte bringt”. Und Lukas stellt im Evangelium den Seligpreisungen Jesu gleich entsprechend viele Wehe-Rufe gegenüber. Apropos Evangelium: Mit diesem Wort fassen wir die gesamte Botschaft Jesu zusammen. Wir verstehen die christliche Botschaft also - allen Wehe-Rufen zum Trotz - als eine Heilsbotschaft, die der Grund unserer Freude ist. Mag also auch so manche Predigt als Bußpredigt in dunklen Tönen daherkommen, und mag auch so manche “römische” Verlautbarung recht düster klingen - die Grundtonart unseres Glaubens ist von heller Freude bestimmt! Mehr als die kirchliche Hierarchie hat dafür das katholische “Fußvolk” einen Sinn entwickelt: Es ist kein Zufall, daß der Karneval - trotz manch heidnischem Einfluß - durch und durch “katholisch” ist und vor allem in katholisch geprägten Regionen seine Heimat hat. Nun hat allerdings auch der Karneval durchaus mehrere Seiten: Natürlich ist da vor allem die heitere und ausgelassen fröhliche Seite. Mit Recht! “Wir kommen alle, alle in den Himmel” - das ist ja zunächst einmal keineswegs Ausdruck von Überheblichkeit, auch wenn die “Leute mit dem großen Zeigefinger” das so hinstellen wollen. Zunächst und vor allem bringt dieses fröhliche Lied genau das zum Ausdruck, was die Seligpreisungen meinen, und was uns in der Taufe durch Jesus Christus geschenkt ist. Sodann ist Karneval ein Fest der “Narren”. Der wahre Narr aber hält uns allen den Spiegel vor die Nase. Der Narr hält gewiß keine Drohpredigt; aber auf eine hintersinnig-humorvolle Art legt er doch den Finger in so manch eine Wunde. Da mag es dann durchaus auch um jene Themen gehen, mit denen uns die Weherufe Jesu konfrontieren. Und da der Narr - ähnlich wie der Prophet - vieles von dem, was er uns “unter die Weste jubeln” möchte, in Bilder kleidet, könnten wir uns in seinem Spiegel zum Beispiel als den “Strauch in der Steppe” wiedererkennen oder eben auch als jenen “Baum, der am Wasser gepflanzt ist”. Betrachten Sie unter dieser Rücksicht einmal die Wagen der Rosenmontagszüge: Nicht selten haben die närrischen Karikaturen manches gemein mit prophetischer Rede und treffen sogar den Nagel präziser auf den Kopf als diese oder jene trockene Fastenpredigt. In jedem Fall jedoch kommt es darauf an, uns selbst im Spiegel zu sehen und nicht nur “die Anderen”, über die wir gar zu gerne lachen. “Humor ist, wenn man trotzdem lacht” - auch über sich selbst! Manchmal denke ich, der Karneval ist - recht verstanden - christlicher als so manche “Volksmission” alten Schlages. Selbst wenn es um unsere eigenen Schwächen und Fehler und um die Notwendigkeit der Umkehr geht - unser Glauben gründet auf frohmachender Botschaft. Jesus selbst verwendet dafür am liebsten das Bild vom festlich-frohen Mahl. Und dazu gehört nach Seinem Verständnis der Freude spendende Wein. Bereits Sein erstes “Zeichen”, das Er bei der Hochzeit zu Kana wirkte, macht das überdeutlich. Und nicht von ungefähr hat Er uns das Mahl mit Brot und Wein über Seinen Tod hinaus hinterlassen. Aber werfen wir auf diesem Hintergrund ruhig noch einmal einen Blick auf die “Weherufe”: Bei genauerem Hinsehen lassen sie sich auf einen gemeinsamen Nenner zurückführen: Ihr habt die Freude nicht für Euch allein gepachtet! • Teilt diese Freude vielmehr mit denen, deren Leben voller Weinen und Klagen ist. • Teilt Euren Wohlstand, damit auch die Armen sich freuen können! • Teilt, was Ihr zu essen habt, damit auch die Hungrigen satt werden und sich mit Euch freuen können! • Laßt auch all denen Wertschätzung und Ehre zuteil werden, die unbeachtet oder gar verachtet am Rande der Gesellschaft leben. Und fangt mit all dem in diesen Karnevalstagen an. Der wahre Karneval lebt vom fröhlichen Miteinander aller! Exklusive und egoistische Freude ist ein Widerspruch zum christ-katholischen und deshalb auch zum kölschen Fasteleer! So möcht ich Euch zum Abschluß sagen: Freut Euch und jauchzt in diesen Tagen! Den Himmel gibt’s schon hier und jetzt, wenn uns der Karneval vernetzt. Am Aschermittwoch noch - in Gottes Namen - klingt unbeschwert dann unser Amen. Kölle Alaaf! |