Predigt zum
4. Sonntag im Jahreskreis B am 31. Januar 2021 |
Lesung: Dtn. 18, 15 - 20 Evangelium: Mk. 1, 21 - 28 Autor: P. Heribert Graab S.J. |
Von Jesus heißt es im Evangelium: „Die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Seit Jahrzehnten macht das mein persönliches Leben aus: Zu predigen, zu verkündigen, zu lehren. Mit welcher Vollmacht eigentlich? Gewiß, ich habe studiert und habe eine lange Ausbildung hinter mir. Ich habe zudem einen kirchlichen Verkündigungsauftrag. Und der bekommt in der katholischen Kirche ein besonderes Gewicht durch die Weihe. Solche „Vollmachten“ im Sinne einer Berechtigung sind z.B. auch in staatlichen Institutionen und in öffentlich-rechtlich geordneten Bereichen selbstverständlich und im Wesentlichen auch unbestritten. Das Abitur berechtigt etwa zum Universitätsstudium und bestätigt die dafür erforderliche Qualifikation. Problematisch werden solche Berechtigungs-Vollmachten allerdings nicht selten, wenn sie an nicht nachvollziehbare Kriterien geknüpft sind, wenn z.B. bestimmte Bevölkerungsgruppen vom Abitur ausgeschlossen würden. So ist es in der katholischen Kirche zu Recht heftig umstritten, daß Frauen von der Priesterweihe und von allen damit verbundenen Vollmachten ausgeschlossen sind. Jesus konnte zwar für Seine Verkündigungs-Qualifikation keine Berechtigungsscheine vorweisen; aber schon als Zwölfjähriger saß Er im Tempel zu Jerusalem „mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.“ (Lk. 2,46f) Im Evangelium heute jedoch ist „Vollmacht“ nicht vor allem gebunden an „fachliche od.rechtliche Qualifikation“. Vielmehr steht Jesu überzeugende Persönlichkeit im Vordergrund: Was Er sagt und was Er tut, bildet eine Einheit. Nicht zuletzt deshalb ist Er absolut glaubwürdig. Nach den Vorstellungen der damaligen Zeit heißt es zudem: „Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.“ Heute würde man vielleicht sagen: Von Seiner Person geht eine therapeutische Kraft aus. Seine Art, auf diesen sog. „Besessenen“ zuzugehen und ihn anzusprechen, setzt bei dem einen überraschenden Heilungsprozeß in Gang. Seine Worte und die Art und Weise Seines Auftretens sind nicht nur glaubwürdig, überzeugend und gewinnend; sie verändern vielmehr diesen einen Menschen von Grund auf und faszinieren die Umstehenden, erschüttern, ja erschrecken sie und bringen sie aus der Fassung. Schließlich kristallisiert sich schließlich die Überzeugung heraus: Dieser Jesus spricht „mit Vollmacht“! Nicht wie unsere Schriftgelehrten, nicht wie die Alles-besser-Wisser, aber auch nicht wie Hinz und Kunz heutzutage in den sozialen Medien. Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift ist die Vollmacht Jesu nicht nur in Seiner Qualifikation, in Seiner Persönlichkeit und deren Glaubwürdigkeit begründet. Hinzu kommt - und das gibt Ihm eine unvergleichliche Autorität: Jesus spricht und lebt insgesamt mit göttlicher Wollmacht! Mit einer Art siebtem Sinn spürt das ausgerechnet der „Besessene“: „Du bist der Heilige Gottes!“ Wir dagegen sollten uns erinnern: Was uns das Evangelium heute berichtet, ereignet sich ganz zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Nur wenige Verse zuvor schildert Markus die Taufe Jesu im Jordan: Da öffnete sich der Himmel und der Geist kam wie ein Taube auf Ihn herab. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ (Mk. 1,10-11) Der Taufbericht der Evangelien dokumentiert die Vollmacht und Autorität Jesu als „Gottes Sohn“: • In ihm wird die Vision des Zweiten Psalms Wirklichkeit: „Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt.“ (Ps. 2,7) • Dieser Jesus von Nazareth ist ganz und gar erfüllt von Gottes Geist; in Ihm kommt „Gottes Wort“ zur Sprache. • Er ist der verheißene „Messias“, der „Gesalbte Gottes“, der „Christus“. Er spricht und handelt in „Göttlicher Vollmacht“. • Er ist - mit den Worten des „Besessenen“ - der „Heilige Gottes“. Von Ihm geht also „Heil“ aus, Er heilt die Kranken an Leib und Seele. Er befreit uns Menschen von allen „Geistern“ und Ideologien, die uns von uns selbst, von Gott und voneinander entfremden. Erinnern wir uns schließlich daran, daß wir selbst auf Jesus Christus getauft sind und in der Taufe „Christus (wie ein Gewand) angezogen“ haben (Gal.3,27). Erinnern wir uns daran, daß wir in der Firmung besiegelt wurden mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist. Und machen wir uns immer wieder bewußt: Diese Taufe und Firmung gilt es ständig mit Leben zu füllen, auf daß Christus heute und in unserer Welt glaubwürdig und mit Vollmacht bezeugt werde - durch jede und jeden Einzelnen von uns und erst recht von der Kirche als Ganzer. In diese Kirche sind wir hineingetauft worden. Wir gehören dazu und können uns nicht einfach „rausstehlen“. Übernehmen wir Verantwortung füreinander und für das Ganze! Leben wir glaubwürdig Kirche Jesu Christi! Und machen wir als mündige Christen den Mund auf, wo’s nötig ist! Amen. |