Das Gebet Jesu im Garten Getsemani
Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt,
und er
sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch und wartet h ier, während
ich bete. Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da
ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu
ihnen: Meine Seele Und er ging zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Simon, du schläfst? Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und er ging wieder weg und betete mit den gleichen Worten. Als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum drittenmal und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Es ist genug. Die Stunde ist gekommen; jetzt wird der Menschensohn den Sündern ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen! Seht, der Verräter, der mich ausliefert, ist da.
Die biblische Erzählung nach Lukas (22,39-46): Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt
war,
zum Olberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu
ihnen: Betet darum, daß ihr nicht in Versuchung geratet! Dann
entfernte
er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und
betete: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht
mein,
sondern dein Wille soll geschehen. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel
und gab ihm (neue) Kraft. Und er betete in seiner Angst noch
inständiger,
und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem
Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie
schlafend;
denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: Wie
könnt
ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung
geratet.
Biblische Bezugspunkte Ein Mensch - in kreatürlicher Angst und panischem
Schrecken
vor Folter und Tod: "Als er auf Erden lebte, hat er mit lauten Schreien und unter
Tränen
Gebete und Zwischen Angst und vertrauensvollem Gehorsam:
Die Passion Jesu ist weder blindes Schicksal, noch unausweichliche Konsequenz des provozierenden Auftretens Jesu gegenüber den Mächtigen. Auch folgt sie nicht einem vorgegebenen "Fahrplan" der Heilsgeschichte Gottes. Sie ergibt sich vielmehr aus der persönlichen Entscheidung Jesu, um die er im Garten Getsemani ringt. Wie in den Tagen zuvor hatte er auch an diesem Abend die Möglichkeit, in der Dunkelheit unterzutauchen, sich bei Freunden in Bethanien zu verstecken oder gar nach Galiläa auszuweichen. Warum entzieht er sich nicht dem heraufziehenden Unheil? Unser Bericht macht sehr deutlich, daß Jesus an seinem Leben hängt und lieber fliehen möchte. Vergeblich sucht er in dieser Entscheidungssituation Halt, Rat und Gebetsbeistand bei seinen vertrautesten Freunden. Und so appelliert er ein letztes Mal an Gott, ob nicht doch eine andere Lösung möglich wäre, die ihm den Leidenskelch erspart. Eine Frage, die Menschen bis auf den heutigen Tag - und auch uns als Christen - intellektuelle Schwierigkeiten bereitet, ist für Jesus in diesem Augenblick eine höchst existentielle Frage: Warum soll gerade das Kreuz der einzige und richtige Weg sein, auf dem Gottes Vergebung und Befreiung zu uns kommt? Für Gott ist alles möglich, hat Jesus selbst einmal gesagt. Warum ausgerechnet dieser unbegreiflichste und schwierigste Weg der grausamen Kreuzigung? Eine andere Antwort als die blind vertrauende Antwort Jesu gibt es wohl nicht: Dein Wille geschehe - mag dieser Wille Gottes sich auch allem menschlichen Verstehen widersetzen. Allerdings: Wollte man am Kreuz und seiner blutigen Geschichte vorbei Gottes "Gnade" und Erbarmen mit der Menschheit erwarten - ginge das nicht meilenwert an der Realität dieser Welt vorbei, in der gehaßt, ausgebeutet, gemordet wird? Entspräche eine solche Erwartung nicht ausschließlich unserem Wunschdenken? Jedenfalls steckt im "Kreuz" - wenn auch unfaßbar und allenfalls im Glauben mühsam nachvollziehbar - beides: Die brutale Realität menschlicher Ungnade und die erbarmende und vergebende Liebe Gottes, "der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat" (Rom. 8, 32). Diese Liebe wird erfahrbar nicht nach kitschiger Hollywoodmanier, sondern in der Entscheidung Jesu für die Soldarität mit allen Opfern von Gewalt und Tod. Wir "glauben" nach Ostern; Jesus trifft seine schwere Entscheidung vor Ostern - allein im Vertrauen auf den Gott, "der nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden" ist (Mk. 12, 27). Seine Freunde lassen Jesus in dieser schweren Stunde vor Ostern allein; wir tun uns auch nach Ostern mit jener Solidarität schwer, zu der Jesus sich durchge- rungen hat. Lit: Kurt Marti "Das
Markus-Evangelium"
Die Szene zeigt drei "Einzelbilder": (Die Szenenbilder oben und unten stammen aus zwei
verschiedenen Jahren.)
Die Krippe lädt ein, sich diese drei Einzelbilder als Spiegel vor Augen zu halten:
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