Simon Ungers "Monolith" 1999 KUNST-STATION SANKT PETER Leihgabe der Stiftung Skulpturenpark Köln Lumen Christi -
mit diesem österlichen Jubelruf verkündet allüberall in
der katholischen Liturgie der Diakon die Freudenbotschaft der
Osternacht: Christus ist auferstanden von den Toten, Er ist wahrhaft
auferstanden. Licht in der Finsternis einer Welt, die so sehr vom Tod
beherrscht ist.
So auch in Sankt Peter: Die dunkle Kirche war sozusagen "eingespannt" zwischen dem "lebendigen" Osterfeuer zu Beginn der Liturgie auf dem Cäcilienhof nördlich der Kirche und dem gleißend weißen Licht des "Monolith" von Simon Ungers auf dem südlich gelegenen Kirchhof (ehemaliger Friedhof) von Sankt Peter. Die Vernissage der Ausstellung dieses Lichtquaders beschloß die Feier der Osternacht. Lumen Christi, Licht vom Licht,
unerschaffenes Licht vom unerschaffenen Licht, göttliches Licht vom göttlichen Licht. Nur eine entfernte Ahnung davon vermittelt uns jedes geschaffene Licht: Analoges Bild unvorstellbar leuchtender Herrlichkeit, nur bescheidener Abglanz jenes österlichen Lichtes, das wir in der Nacht der Nächte feiern. Kommt das traditionell lodernde Osterfeuer dem hellen Licht des Ostermorgens, auf das wir unsere Hoffnung gegen die Dunkelheit des Todes setzen, wirklich näher als Simon Ungers Installation? "Lebendig" scheint das Feuer zu sein, in vielen Farben erglüht es, wohlige und lebensnotwendige Wärme geht von ihm aus, eine sehr ursprüngliche Kraft steckt in ihm, eine Kraft, auf die wir oft und oft zurückgreifen, wenn moderne Technik versagt und ganze Stadtteile oder gar Landstriche in Dunkelheit und Kälte versinken läßt. Und doch gerät an Ostern leicht in Vergessenheit, wie zerstörerisch Feuer wütet, wenn es - wie etwa in den Bombennächsten des Zweiten Weltkriegs - ganze Städte und deren Bewohner vernichtet, oder wenn ihm heute im Dienst von Spekulation und Profitgier riesige Wälder zum Opfer fallen. Demgegenüber geht vom Licht-Monolithen eine große Ruhe aus. Dieser Monolith vermittelt eine nahezu "abstrakte" Vorstellung von Licht. Sein Licht scheint ein Bild jenes Lichtes der Schöpfung zu sein, das Gott ganz am Anfang schuf, lange bevor Er - erst am vierten Schöpfungstag - die konkreten Leuchten am Himmelsgewölbe aufgehen ließ. So sind auch die konkreten Leuchtmittel des Lichtquaders nicht zu erkennen. "Versteckt" hinter milchig-weißem Plexiglas erwecken sie den Anschein, der Monolith in seiner streng geometrische Form sei selbst auf geheimnisvolle Weise Quelle des Lichtes. Die Licht-Architektur bildet einen Kontrast zur gewiß ebenfalls strengen, aber doch "lebendigen" Architektur der gotischen Kirche, die sie zwar aus dem Dunkel der Nacht heraushebt, ohne sie jedoch - im Gegensatz zum Feuer - zum "Leben" zu erwecken. Merkwürdige Assoziationen stellen sich ein, wenn man die uralte Geschichte dieses Ortes als Friedhof gedanklich zusammenbringt mit dem rätselhaften, weißen Licht: Mitternächtlicher Spuk geheimnisvoll leuchtender Totengeister? Oder doch "Lumen Christi" als ein Hoffnungszeichen für all die, die vor Jahrhunderten hier ihre "letzte Ruhestätte" fanden? Hoffnungszeichen vielleicht auch im Blick auf jene nahezu 4000 Gemeindemitglieder von Sankt Peter, deren Leben in einer einzigen Bombennacht des Zweiten Weltkrieges ausgelöscht wurde? In der Predigt der Osternachtliturgie war die Rede von jenem untrennbaren Geschwisterpaar Glaube und Zweifel. Auch in der Lichtsymbolik dieser Nacht ist und bleibt dieses Geschwisterpaar am Werke - gleichermaßen im Feuer und im Licht-Monolith. Lumen Christi ? Lumen Christi ! Halleluja „Gott sagt neu: Es werde Licht. Die Auferstehung Jesu ist eine Eruption des Lichts. Der Tod wird überwunden, das Grab aufgerissen. Der Auferstandene selbst ist Licht, das Licht der Welt. Mit der Auferstehung tritt der Tag Gottes in die Nächte der Geschichte hinein.“ Benedikt XVI.
in seiner Osternachtpredigt |